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EPGs, ein unterschätzter Markt?!

Wie Google das Internet such- und damit nutzbar machte, braucht es in Zukunft intelligente Suchmaschinen, die den Nutzer durch den Dschungel des visuellen Überflusses geleiten. Das Spektrum der TV- und Web-TV-Angebote ist schon heute kaum noch überschaubar. Wachsende Programmdichte und steigende Zahl an Plattformen und Übertragungswegen schaffen einen lukrativen Markt für EPGs – die Elektronischen Programmführer, die längst viel mehr sind als eine digitale Programmzeitung.

EPG wird zentraler Entertainment-Guide
EPG wird zentraler Entertainment-Guide

Das EPG-Marktumfeld ist im massiven Wandel. Aktuelle TV-Trends wie HD-TV, PVRs und Hybrid-TV zählen zu den Innovationstreibern dieses Marktes und sind die Messlatte für den Entertainment-Guide der Zukunft. Neben rund 2.700 TV-Programmen in Europa, davon 500 allein in Deutschland, hat der Nutzer schon heute die Qual der Wahl zwischen Streaming- und Web-TV-Angeboten, zwischen Catch-Up-TV, Video on Demand-Portalen und Video Sharing-Plattformen. Anspruchsvolle Content-Navigation heißt außerdem, die Entertainment-Angebote im vernetzten Heim inklusive der eigenen DVD-Sammlung zu erschließen.

Intelligente EPGs verfügen zudem über Personalisierungsfunktionen, die dem Nutzer passgenau und automatisch Inhalte seiner Wahl anbieten. Und: indem der EPG Empfehlungen von Freunden oder Nutzern mit ähnlichen Interessen verarbeitet, avanciert der „Programmführer“ zur Social-Media-Plattform für audiovisuellen Content. Continue reading EPGs, ein unterschätzter Markt?!

Mobile Bandbreiten verdoppeln sich in Deutschland jährlich

Es gibt eine Reihe von „Gesetzen“, die gar keine sind, aber eine technische Lebenswirklichkeit fassbar machen. Gordon Moore, der Gründer von Intel, formulierte eine Beobachtung schon vor über vierzig Jahren:  Die Anzahl der Transistoren, die sich auf einer vorgegebenen Fläche platzieren lassen, verdoppeln sich alle 18 Monate. Heute ist das „Moore’sche Gesetz“ in Fachkreisen allseits akzeptiert. Gemeinhin wird es heute so verstanden, dass sich die Rechenleistung von Computerchips alle 1,5 Jahre verdoppelt. Selbst heute, wo im Nanobereich gearbeitet wird, bleibt die Entwicklung stabil.

Entwicklung mobiler Datenration in Westeuropa
Entwicklung mobiler Datenration in Westeuropa

Es gibt weitere wirkungsvolle Gesetze dieser Art: Das sog. „Speicher Gesetz“ beschreibt die wachsenden Kapazitäten von Festplatten: Die Menge an Daten, die auf einer gegebenen Fläche einer Festplatte gespeichert werden kann, verdoppelt sich ungefähr alle zwölf Monate.

Und der Zukunftsforscher George Gilder spricht in seinem „Gilder’schen Gesetz“ davon, dass sich die Bandbreiten zur Datenübertragung alle 12 Monate verdreifachen würden. Dies ist allerdings nicht ganz zutreffend. In Deutschland verdoppeln sich die für Endkunden maximal erhältlichen Bandbreiten „nur“:  Wo kürzlich noch die Telekom mit VDSL bis zu 50 Mbit anbot, verkauft Kabel BW seinen Endkunden bereits 100 Mbit-Anschlüsse. 200 Mbit sind z.B. in Frankreich schon erhältlich und man kann davon ausgehen, dass diese auch bald in Deutschland verfügbar sein werden.

All diese Gesetze führen zu einer atemberaubenden, exponentiellen technologischen Entwicklungsgeschwindigkeit, die entweder heutigen Handys die Rechenleistung früherer Edeltower-PCs ermöglicht oder – umgekehrt – bei gleichbleibender Leistung Geräte extrem verbilligt. Continue reading Mobile Bandbreiten verdoppeln sich in Deutschland jährlich

Das Ende der Quersubvention von Qualität?

Diskussionsbeitrag zum
Thema Qualitätsjournalismus im Printbereich

Am 7. Juni 2009 konnte man auf den Websites verschiedenster Printmedien folgende Headline eines Artikels lesen: „Frank Schirrmacher erhält Ludwig Börne-Preis.“ Die Unterzeile aber lautete: „Beyoncé hat sich im April mit ihrem neuen Film ´Obsessed´ an die Spitze der Kinocharts gespielt. Der Thriller erinnert stark an ´Eine verhängnisvolle Affäre´“ Der Fließtext stellte dann auch auf die Sängerin Beyoncé und weniger auf den Preisgewinner Schirrmacher ab.

Dr. Klaus Goldhammer
Dr. Klaus Goldhammer

Man könnte über eine solche Petitesse lächeln. Doch problematisch daran war, dass dieser Artikel samt Foto (von Frank Schirrmacher) mindestens, durch Screenshots belegt, auf den Webseiten der Augsburger Allgemeinen, der Berliner Zeitung, des Donaukuriers, der Hamburger Morgenpost, der Märkischen Allgemeinen, der Neuen Osnabrücker Zeitung, der NWZ, der Rhein-Neckar-Zeitung, dem Stern, der Süddeutschen Zeitung, den Westfälischen Nachrichten sowie der Zeit erschien. – Unkontrolliert, unredigiert, unjournalistisch.

Was war geschehen? – Offensichtlich gab es ein Problem im Content Management System der zuliefernden Nachrichtenagentur. Und offensichtlich nutzen zumindest die oben genannten Webseiten der Printmedien diesen Dienst, um die immer gleichen, in diesem Falle erkennbar falschen Nachrichten ohne jede Prüfung auf ihre Seite zu heben. Journalistisch sicher ein Trauerspiel. Der nicht gerade zimperliche Bildblogger Stephan Niggemeier betitelte seinen Beitrag zu dieser Form von Qualitätsjournalismus mit: „Geht sterben!“. Mit solch radikalen Positionen ist aber keinem gedient. Dennoch ist die Frage natürlich erlaubt, wie in Zeiten „knapper Mittel“ Qualität bzw. Qualitätsjournalismus aussehen soll und kann.

Journalismus als Textverarbeitung?

Nic Davies, altgedienter Journalist beim britischen Guardian hat die Lage des (Print-)Journalismus in seinem Buch „Flat Earth News“ 2008 heftig kritisiert. Er schildert eindrücklich, wie wenig Zeit Journalisten heute für die Überprüfung von Daten und Fakten bleibt und wie schnell PR-Berichte und Agenturmeldungen unkontrolliert übernommen werden. Waren es früher drei Artikel, die ein Journalist pro Tag für die Tageszeitung erstellen musste, sind es heute zehn. Ein Redakteur, der täglich zehn Artikel verfassen muss, wird zwangsläufig auf Agenturmeldungen zurückgreifen – von Agenturen, die selbst wieder unter höchstem Zeitdruck eine Vielzahl an Meldungen produzieren. Zeit für Rückfragen oder Recherchen bleibt da schlichtweg nicht mehr. Schirrmacher und Beyoncé kommen dann schon mal  schnell in einem Artikel zusammen. – Journalismus als fehleranfälliges Textverarbeitungssystem?

Ist also der klassische Journalist tatsächlich eine aussterbende Spezies, wie Nick Davies befürchtet? Und ist „Qualitätsjournalismus“ ein Phänomen aus vergangenen Zeiten? Die Antwort lautet: Nein. Der Untergang der abendländischen Printkultur muss trotz aller Probleme fürs Erste nicht befürchtet werden. Vielfach durch Forschung allerdings belegt ist, dass nahezu zwei Drittel aller Nachrichten-Meldungen in Deutschland wie in Großbritannien auf Presseerklärungen und damit auf mundgerechte Zubereitungen durch PR-Agenturen zurückzuführen ist. Wer keine Zeit und kein Geld für eigene Recherchen hat, muss zwangsläufig auf Vorprodukte zurückgreifen. Continue reading Das Ende der Quersubvention von Qualität?

Das Handy ist die Geldbörse von morgen. Mobile Payment schon jetzt Alltag in Japan

Ein Leben ohne Handy ist für die meisten Menschen nicht mehr vorstellbar, über 90 Prozent haben ihr Handy rund um die Uhr maximal einen Meter entfernt bei sich. Als „Medium“ zum Einkaufen oder Bezahlen aber ist es in Deutschland noch immer in einer Art embryonalen Entwicklungsstufe: Klingeltöne oder Games via Premium SMS funktionieren bereits gut, mancherorts gibt es auch schon Pilotprojekte für Parkgebühren oder Nahverkehrstickets. Doch dies ist nur ein kleiner Teil der Möglichkeiten, die Mobile Payment (M-Payment), die elektronische Zahlungsabwicklung über mobile Endgeräte, bietet.

Akzeptanz von Mobile Payment in Deutschland
Akzeptanz von Mobile Payment in Deutschland

In Asien hingegen und hier vor allem in Japan, der Vorreiternation in Sachen M-Payment und Electronic Cash (eCash) sieht es ganz anders aus. Allein Japans größtes Bahnunternehmen JR-East, das auch den berühmten Shinkansen-Schnellzug betreibt, setzt jährlich rund drei Mrd. US-Dollar per M-Payments um.  Ähnlich wie beim Skilift in den Alpen hält man dazu nur noch das Handy an das Drehkreuz der Zugangskontrolle.

M-Payment ist in Japan also bereits ein milliardenschwerer Markt. Der Umbruch begann dort vor exakt zehn Jahren mit dem Micropayment-System „i-mode“ und Sony’s  elektronischer Geldbörse „Edy“ (für Euro, Dollar, Yen). 2003 wurde Sony‘s Bezahlchip „Felica“ ins Handy integriert und damit das Konzept des „Wallet Phone“ (zu deutsch „Geldbörsen-Handy“) eingeführt – also Mobiltelefone, die als Geldbörse, Kreditkarte und Fahrkarte zugleich fungieren. Konkret wird dazu neben der SIM-Karte zum telefonieren auch eine kleine Kredit-Simkarte zum bezahlen in das Handy eingesteckt.

2009 sind in Japan rund 90 Prozent aller Mobiltelefone auch Wallet Phones. Aufladestationen gibt es im ganzen Land. Per Handy bezahlen kann man in Kaufhäusern, Cafés und Restaurants, an Getränkeautomaten und gern auch beim Erwerb von Tickets. M-Payment und eCash schließen ideal die Lücke zwischen Bargeld und Kreditkarte und sind beliebt beim täglichen Einkaufen. So verzehnfacht sich die Anzahl der eCash-Transaktionen in Japan alle vier Jahre. 2014, so schätzt Eurotechnology, wird es rund 1 Mrd. Handy-Zahlungsv¬orgänge pro Monat in Japan geben.  Derzeit sind mehr als 120 Millionen e-Cash-Karten in Umlauf (davon 12 Mio. „mobile Cards“), d.h. schon heute hat praktisch jeder Japaner zumindest eine dieser elektronischen Karten. Continue reading Das Handy ist die Geldbörse von morgen. Mobile Payment schon jetzt Alltag in Japan

E-Book-Reader für Deutschland

Im Herbst will Vodafone mit einem Lesegerät für elektronische Bücher, Zeitschriften und Zeitungen an den Start gehen. Umsatzentwicklung Amazon Kindle 2008 -2010Das genaue Datum für die Veröffentlichung und die Spezifikationen des Geräts sind noch unbekannt. Ebenfalls unklar ist, wer den Vertrieb übernimmt. Ein Vodafone-Sprecher erklärte auf Nachfrage, erst im August dazu Stellung nehmen zu wollen. Vermutet wird jedoch, dass sich Vodafone auf die Übertragung der Inhalte beschränkt und den Vertrieb der Geräte zum Beispiel Verlagen überlässt.

Für diese ist der E-Book-Markt an sich ein Wink des Himmels: Durch die digitale Verbreitung lassen sich Produktions- und Vertriebskosten auf einen Bruchteil verringern. So gab die „New York Times“ bekannt, dass sie jedem ihrer Abonnenten einen Amazon-Kindle schenken könnte, würde sie die Produktion der papierbasierten Zeitung einstellen. Die Kosten dafür würden nicht einmal die Hälfte des Aufwands ausmachen, der für die Produktion der Zeitung in einem Jahr anfällt.  Zudem kann Vodafone durch das Bereitstellen des Endgeräts sowie mit der Durchleitung der Inhalte den Verlagen ein äußerst attraktives Full-Service-Modell anbieten. Der Gewinn würde zwischen Vodafone und den Verlagen direkt und ohne Zwischenhändler aufgeteilt.

Konkurrent Amazon konnte in den USA mit seinem Kindle zwar eine gute Performance hinlegen – nach Schätzungen wird mit dem Gerät 2010 rund 1,2 Milliarden US-Dollar Umsatz generiert –, jedoch will der E-Commerce-Riese für die Content-Aggregation einen nicht unerheblichen Teil vom Kuchen abhaben. Der für die erste Jahreshälfte 2009 geplante Deutschland-Start des Kindle wurde von Amazon kürzlich dann auch für gescheitert erklärt, weil es mit den deutschen Mobilfunkanbietern zu keiner Einigung kam. Es wird sich zeigen, ob Verlage und Mobilfunkanbieter gemeinsam E-Books in Deutschland etablieren können.

Autoren:

Dr. Klaus Goldhammer, Geschäftsführer Goldmedia

Nicolas Meibohm, Consultant Goldmedia,

Weitere Informationen zu Goldmedia: http://www.goldmedia.com/aktuelles.html

Skype meets Mobile

Entwicklung mobile ARPUs in Deutschl. vs. Skype Nutzer weltweit
Entwicklung mobile ARPUs in Deutschl. vs. Skype Nutzer weltweit

Die Sprachtarif-Mauern im Mobilfunk zerkrümeln: T-Mobile und Vodafone erlauben ab sofort die Nutzung von IP-Telefonie über ihre Netze. Wenn auch leise, so setzt sich damit auch in der Mobilfunkbranche die IP-Revolution durch. Die Einführung von Mobile-VoIP (Voice over IP) wird die Nachfrage nach Datenflatrates steigern und damit langfristig die bisherigen Sprachdienste substituieren. Die lang geforderten Preissenkungen für mobiles Internet dürften damit endlich vor der Tür stehen. Die Folge ist zunächst ein weiteres Absinken des ARPUs (Average Revenue Per User) der deutschen Mobilfunkanbieter (siehe Grafik), die sich langfristig jedoch stabilisieren werden.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis VoIP-Anbieter wie Skype oder Fring auch die Mobilfunkwelt erobern würden. Bereits Ende März dieses Jahres fand Skype seinen Weg in den App Store von
Apple und wurde innerhalb von nur zwei Tagen über eine Million Mal für das iPhone heruntergeladen. T-Mobile proklamierte sofort eine Unterbindung der VoIP-Aktivitäten in ihrem Netz, musste sich jedoch schon im Mai aufgrund der Einführung weiterer Software-Versionen für diverse Handyhersteller dem Druck des Marktes geschlagen geben.

Ganz nach dem Credo: „If you can’t beat them, join them“ haben sich T-Mobile und Vodafone nun zu speziellen VoIP-Datentarifen bekannt und setzen darauf, die absehbaren Umsatzausfälle in ihrem Kerngeschäft dadurch abzufedern.

Die anfangs geplante Unterbindung der Internet-Telefonie ist sehr wahrscheinlich aber auch aus technologischen Gründen gescheitert, da es äußerst aufwendig ist, die sich ständig ändernden Ports von Skype und damit die Übertragung von Sprache in Form von Datenpaketen zu blockieren.

Dem Endkunden kann diese Entwicklung nur recht sein: Ihn erwarten in den nächsten Jahren weiter sinkende Preise für Mobile-Datenflatrates, kostenloses länderübergreifendes Telefonieren und ein weiterer Ausbau des mobilen Breitbandnetzes.

Autoren:
Dr. Klaus Goldhammer, Geschäftsführer Goldmedia GmbH
Nicolas Meibohm, Junior Consultant Goldmedia GmbH

Weitere Informationen zu Goldmedia: http://www.goldmedia.com/aktuelles.html

Google verschenkt in China Musik

Screenshot Musiksuchdienst Google.cn
Screenshot Musiksuchdienst Google.cn

Lohnt sich Raubkopieren doch? Und hat es in Europa einfach nur noch keiner gemerkt? Denn seit Ende März bietet die chinesische Version von Google kostenlose Musikdownloads an. Völlig legal. Die anfangs verfügbaren 35.000 Musiktitel sollen in den nächsten Monaten auf 1,1 Millionen Tracks steigen. Über 140 Musiklabels stellen Musik aus ihrem Repertoire zur Verfügung. Und man höre und staune: auch die vier Majorlabels Warner, Universal, EMI und Sony sind dabei.

Wie konnte es Google gelingen, die „Big Four“ der Musikindustrie für den quasi kostenlosen Musikvertrieb zu gewinnen? Die Antwort ist einfach: Die Aussicht auf (Werbe-)umsätze. Denn finanziert wird der neue Dienst schlicht über klassische Google-Ads auf den Download-Seiten. Die Erlöse teilt sich Google mit den jeweiligen Musiklabels und einem Dienstleister.

Die Motive für diese Vernunftehe sind vielschichtig. Laut Musikverband IFPI sind 99% aller Musikdownloads in China illegal. Die Labels konnten also bislang praktisch keinen einzigen Yuan in China verdienen. Hinzu kommt, dass Google mit 17% Anteil  am Suchmaschinenmarkt sicher nicht den Platzhirsch darstellt. Das ist – mit weitem Abstand – Baidu.cn. Das Problem: Baidu bietet bereits seit langem einen speziellen Musiksuch-Service. Und wer dort bei einem Titel seiner Wahl auf die rechte Maustaste klickt, kann den Track einfach speichern. Zwar völlig illegal, aber dennoch allseits gern von derzeit rund 300 Millionen Internetnutzern in China praktiziert.

Laut Google verwenden 84% der chinesischen Internetnutzer Suchmaschinen vor allem für die Suche nach Musik. Der Erfolg von Baidu lässt sich auch auf diese Musiksuche-Funktion zurückzuführen. Googles Allianz will also dem Rivalen Baidu durch das legale, kostenfreie, komfortablere Musikangebot Marktanteile in China abjagen. Und die Musiklabels hoffen, auf dem Rücken von Google und dessen Werbeerlösen endlich auch in China mit Musik Geld zu verdienen.

Es geht also doch, quasi „kostenlos“ attraktive Inhalte im Internet zu offerieren. – Wenn nur der Raubkopierdruck groß genug ist. Spannend wird die Frage sein, wie lange angesichts solcher Strukturen Europäer und Amerikaner weiter motiviert sind, 99 Cent pro Track zu bezahlen.

Autoren:
Dr. Klaus Goldhammer (Geschäftsführer Goldmedia GmbH),
Marcel Piopiunik (Consultant Goldmedia GmbH).

Weitere Informationen: http://www.goldmedia.com/aktuelles.html

DAB auf der Überholspur? Überraschender DAB-Boom in der Schweiz

DAB-Verbreitung in der Schweiz 2007-2009
DAB-Verbreitung in der Schweiz 2007-2009

Es geschehen noch Zeichen und sogar digitale Wunder. So zum Beispiel in der Schweiz: 230.000 DAB-Endgeräte sind dort nach aktuellen Angaben der Neuen Zürcher Zeitung bereits im Markt. Bis Ende dieses Jahres sollen es gar 300.000 Empfänger sein, – schätzt zumindest das Schweizer Radio DRS. Angesichts von 3,3 Mio. Haushalten in der Schweiz hätten digitale Radioempfänger damit 2009 eine Marktpenetration von knapp 10 Prozent erreicht! Ein Wert, wie er sonst nur mit echten Innovationserfolgen a la (Breitband)-Internet oder Mobilfunk vergleichbar ist! Irgendetwas haben die Schweizer also richtig gemacht.

Zugeschrieben wird der Erfolg vor allem einer Medienkampagne rund um die „Musikwelle“, ein DRS-Hörfunkprogramm für Volksmusik, Traditionelles und Heimat, das seinen Mittelwellenplatz räumen musste und auf DAB wechselte. Zwei Drittel der nach Mediapulse/Radiocontrol 2008 rund 350 Tsd. täglichen, überwiegend älteren Hörer folgten und kauften sich einen Digital-Empfänger. Ergo die zweite Überraschung: Es sind nicht immer „Early Adopter“ oder technophile Digitalfans, die einer neuen Technologie zum Durchbruch verhelfen. Ältere Bürgerinnen und Bürger, die schlichtweg „Ihren“ Sender weiter empfangen wollen, bringen eine fast schon totgeglaubte Technik ebenso konsequent nach vorn. Zumindest in der Schweiz.

Würde sich eine solche Story in Deutschland wiederholen lassen? Eher nicht. Reichweitenverluste oder gar mögliche neue Wettbewerber sind für werbefinanzierte Programme sicher keine Priorität. Und ein analoger Switch Off bedeutet in Deutschland vor allem das Ende von UKW. Dies dürfte aber selbst öffentlich-rechtlichen Veranstaltern schwer fallen. Oder finden sich doch noch Mutige?