Goldmedia Trendmonitor 2015: Data-driven Content auf dem Weg zum Massenmarkt. Trend-Ausblick von Klaus Goldhammer

Data-driven Content auf dem Weg zum Massenmarkt. Daten sind der neue Goldstandard – wenn man sie zu interpretieren weiß

Prof. Dr. Klaus Goldhammer, © Goldmedia
Prof. Dr. Klaus Goldhammer, © Goldmedia

Daten, gigabyteweise Daten und es werden immer mehr: Weltweit, so eine aktuelle Studie, wird sich das Datenvolumen bis zum Jahr 2020 verzehnfachen. Allein in Deutschland soll die Menge an digitalen Daten von derzeit 230 auf 1.100 Milliarden Gigabyte steigen (Quelle: EMC). Auch der Medien- und Entertainmentbereich sind von der Dateninflation betroffen. Doch das Buzzword „Big Data“ allein macht noch keinen Trend. Vielmehr zeigt sich immer öfter, dass die schiere, stetig anschwellende Datenmenge eine sinnvolle Interpretation sogar erschwert, wenn nicht gar verhindert.

Keiner blickt mehr durch.

Oftmals sind die heutigen „personalisierten“ Werbestrategien der Diensteanbieter erkennbar unzulänglich und kontraproduktiv: Wenn ich gerade für meine Reise ein Hotelzimmer in New York gebucht habe, brauche ich keine Bannerwerbung, welche mir Hotelzimmer in New York anbietet. Hier endet die intelligente Dateninterpretation bislang. Noch stehen wir erst ganz am Anfang einer Entwicklung, deren Paradigma die datengetriebene Medienproduktion und -distribution ist.

Anzeichen für diesen Medienwandel gibt es allerorts:

  • Data-driven Journalism: Erkenntnisse und Zahlen werden von Datenanalysten für die Nutzer aufbereitet, aggregiert und verchartet.
  • Automated Journalism: Wiederkehrende Aufgaben im Journalismus werden immer mehr automatisiert. Und wenn der Computer die meteorologischen Daten zu Wettermeldungen oder die Regionalliga-Ergebnisse zu Spielberichten umformt, werden die Ursprungsdaten immer wertvoller.
  • News-Streams/Feeds: Ob Facebook oder Spotify, überall werden die auflaufenden Inhalte, Informationen und Unterhaltung über personalisierte Algorithmen vorselektiert und den Nutzern als individuellen Stream präsentiert.
  • Recommendation Engines: Immer wichtiger wird die Vorauswahl und personalisierte Empfehlung für die Endkunden. Um im Überfluss der Angebote nicht nur durchzublicken, sondern um das zu finden, was passt, braucht es geeignete Filter- und Empfehlungssysteme (mit den entsprechenden Filter Bubble-Problemen gleich anbei).
  • Sports Data: Was wäre ein Spiel ohne Statistiken? Was wären Moderationen ohne Hinweise auf Vergangenes? Daten werden auch im Sportbereich immer relevanter und letztlich zum Game Changer. Wer diese Daten nicht hat oder bieten kann, ist langfristig im Nachteil.
  • Content Development: Netflix hat sich bereits damit gebrüstet, dass man aus den Nutzerdaten Konzepte für eigene Erfolgsserien wie „House of Cards“ abgeleitet hat.
  • Risc Management: Amerikanische Banken, die als Filmfinanzierer auftreten, basieren ihre Finanzierungs-Entscheidungen auf Scorings, welche statistische Potenziale für neue Projekte haben. Die Basis für diese Entscheidungen sind die Daten aus der Vergangenheit.

Data-driven Content ist auf dem Weg zum Massenmarkt. Die IT, um solche Datenberge zu interpretieren, wird dabei zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor im Mediengeschäft. Es sind nicht mehr nur die begnadeten Journalisten oder Kreativen, die einen Unterschied machen, sondern auch die Programmierer, die das Produkt optimieren und erfolgreich zum Kunden bringen können.

„Daten“, so sagt der Zukunftsforscher Gerd Leonhard schon seit einigen Jahren, „sind das neue Öl“. John D. Rockefeller  (1839-1937) baute sein Ölimperium dadurch auf, dass er zwar die Lampen verschenkte, aber das Öl für die Lampen teuer verkaufte. Wer also heute seine Daten kapitalisieren will, sollte überlegen, welche „Gefäße“ es zu verschenken gibt. Tablets könnten deshalb bald schon umsonst erhältlich sein. Und wer als Anbieter die Datenberge zu lesen und zu interpretieren weiß, genießt mannigfaltige Wettbewerbsvorteile. Daten können daher schon 2015 zum neuen Goldstandard werden.

Autor: Prof. Dr. Klaus Goldhammer, Geschäftsführer Goldmedia GmbH Strategy Consulting

Der Beitrag wurde bei kress.de als Gastbeitrag erstveröffentlicht.

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