Eilmeldung – Die Ware Nachricht wird günstiger. Gastkommentar auf kress.de von Prof. Dr. Klaus Goldhammer

Dr. Klaus Goldhammer
Prof. Dr. Klaus Goldhammer

Kein anderer Nachrichtenagenturmarkt ist härter als der deutsche: Während in Europa in der Regel nur ein oder zwei Agenturen pro Land darum konkurrieren, ihren Kunden aus der Medienwelt die neuesten Meldungen zu liefern, ist der deutsche Markt der Nachrichtenagenturen geprägt von intensivem Wettbewerb durch mindestens sieben Anbieter: Neben den zwei großen Agenturen (dpa, dapd) offerieren auch die deutschen Dienste von internationalen Agenturen (wie Thomson Reuters oder AFP) ihre Nachrichten. Garniert wird das Angebotsspektrum durch eine Reihe von Spezialagenturen, ob für Sport, Medien oder Religion. (SID, epd oder KNA). Geschätztes Umsatzvolumen in Deutschland: Insgesamt 150 Mio. Euro jährlich. Noch.

Denn der Markt ist im Umbruch. Die Infofülle des Internet und schrumpfende Margen der Zeitungsverlage setzen auch die Agenturen unter Druck. Waren jahrelang die Claims verteilt und die dpa als Platzhirsch mit allein über 450 Journalisten scheinbar „alleinvertretungsberechtigt“, wird der Markt immer beweglicher. Die Preise geraten unter Druck. Nicht nur, weil im Internet viele Informationen scheinbar „einfach so“ recherchierbar sind.

Die Anforderungen an die Nachrichtenagenturen ändern sich: Gestern sollten es noch Podcasts sein, heute sind es Online-Videos, welche die Agenturen zusätzlich und kostengünstig offerieren sollen. Die Textnachrichten, der Basisdienst, bleibt aber weiterhin das Fundament: Rund 600 aktuelle Nachrichten im Basisdienst produzieren die großen Agenturen dpa und dapd pro Tag. Das ist die Pflicht. Doch fast genauso schnell wie die News kommen (und gehen) die digitalen Trends. Und hier kommt die Kür: Denn für die Agenturen bringt die Innovationsgeschwindigkeit den steten Druck, sich vom reinen Newslieferanten zum Technikberater ihrer Kunden zu wandeln. Längst ist aus der alten „Sender-Empfänger-Beziehung“ daher ein Dialog-Verhältnis mit den Medienkunden geworden: Nachrichtenagenturen werden zu Beratungshäusern für die Integration von multimedialen Nachrichten auf allen Kanälen.

Der Wettbewerbsdruck belebt dabei das Geschäft: Die Auswahl und Angebotsvielfalt für die Newskunden, also für Zeitungen, Radio- und TV-Sender oder Nachrichten-Websites wächst weiter. So hat die dapd als dritter Anbieter in Deutschland einen eigenen Sportdienst angekündigt. Mehr Auswahl und Angebot war also nie. Wer, wie die Öffentlich-Rechtlichen, auf mindestens zwei unabhängige Quellen für eine solide Nachrichtenbasis setzt, weiß sich gut versorgt.

Aber nicht jeder kann und will sich das heute mehr leisten. Viele Medien kündigen deshalb ihre Lieferverträge. Zwar brauchen sie weiterhin Nachrichtenagenturen, aber die neuen Verträge dürften günstiger werden. Monopolähnliche Zeiten sind offenbar vorbei. Die Ware Nachricht, sie wird günstiger. Der Kontext aber, die Technik, wird immer komplexer und bietet neue Erlöspotentiale für die Agenturen.

Prof. Dr. Klaus Goldhammer, Geschäftsführer Goldmedia GmbH Strategy Consulting

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