Tag Archives: SAT.1

Fragwürdiger Champions-League-Coup des ZDF. Goldmedia Gastkommentar auf kress.de von Clemens Appel, Geschäftsführer Goldmedia

Die Meldung hat bereits für einigen Wirbel gesorgt: Das ZDF erhielt vor wenigen Tagen den Zuschlag, ab der Saison 2012/2013 die Champions League zu übertragen, zunächst bis 2014/2015. Eigentlich ein ganz normaler Vorgang: Verschiedene Bewerber bieten für TV-Rechte und einer erhält am Ende den Zuschlag.

Staatssekretär a.D. Clemens Appel

Eigentlich, – wären da nicht erhebliche Unterschiede in den Startpositionen der beiden Konkurrenten, die um die Rechte der Königsklasse des europäischen Vereinsfußballs geboten hatten. Der eine und bisherige Rechteinhaber – SAT.1 – muss die Kosten aus Werbegeldern und anderen Erlösen finanzieren. Natürlich auch durch Sponsoring – so sagen es die Ausschreibungsbedingungen der Europäischen Fußball-Union UEFA. Werbeeinblendungen der exklusiven UEFA-Sponsoren gehören deshalb heute zu den TV-Übertragungen der Champions-League dazu.

Der andere Bewerber – das ZDF – darf aber genau das ab 2013 nicht mehr, da Spon­sorenhinweise laut 15. Rundfunkänderungs-Staatsvertrag in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehsendern nach 20 Uhr verboten sind – bis auf wenige Ausnahmen. Und doch bekam das ZDF den Zuschlag. Ganz offensichtlich konnte man den Rechteinhaber umstimmen, auf Sponsorenhinweise nach 20 Uhr zu verzichten. Liegt die Frage auf der Hand, womit hat das ZDF die UEFA überzeugt? Offenbar mit einem für die UEFA äußerst attraktiven hohen Gebot, eine Summe von mehr als 50 Millionen Euro pro Spielsaison wird genannt, finanziert aus Gebührengeldern. Continue reading Fragwürdiger Champions-League-Coup des ZDF. Goldmedia Gastkommentar auf kress.de von Clemens Appel, Geschäftsführer Goldmedia

Trends im TV-Programm 2011. Goldmedia Gast-Kommentar auf kress.de von Christoph Schwab

Christoph Schwab
Christoph Schwab, Goldmedia Custom Research GmbH

2010 hat sich gezeigt: Deutsche Fiction ist wieder salonfähig. Ob „Lasko“ und „Doctor’s Diary“ bei RTL oder „Der letzte Bulle“ und „Danni Lowinski“ bei Sat.1, die viel diskutierte „Krise” deutscher Fiction-Formate scheint überwunden. Sender und Produzenten haben akzeptieren müssen, dass man mit Kopie von Look & Feel amerikanischer Serien dauerhaft keine Erfolge erzielen kann. Sendungen, die das versucht haben, sind gescheitert. Ein spezieller, deutscher Look ist inzwischen wieder stärker gefragt. Das Fernsehjahr 2011 wird von einer wachsenden Nachfrage nach deutscher Prime-Time-Fiction geprägt sein.

Verbunden ist diese Entwicklung mit einer gesamtwirtschaftlichen Erholung. Geht es den Zuschauern insgesamt besser, verliert „Eskapismus“ als Fernsehnutzungsmotiv an Bedeutung. Ein stärkerer Bezug der Medieninhalte zum Alltag wird nicht länger als negativ, sondern eher als Bereicherung empfunden. Das wird 2011 sichtbar werden. Allerdings bleibt abzuwarten, ob alle Sender gleichermaßen dafür gewappnet sind. Denn: Der eine oder andere war in Zeiten der Fiction-Krise mit der Pilotierung neuer deutscher Serien etwas zurückhaltend. Da die Vorlaufzeit für derartige Sendungen bekanntlich recht hoch ist, dürften einige Sender 2011 unter ihren Möglichkeiten – spricht Quoten bleiben. Continue reading Trends im TV-Programm 2011. Goldmedia Gast-Kommentar auf kress.de von Christoph Schwab

promedia-Interview mit Andreas Bartl: Sat.1 ist ‚der dritte Weg’ zwischen ProSieben und RTL

Interview mit Andreas Bartl, Geschäftsführer ProSiebenSat.1-Deutschland GmbH, promedia Heft 8/2010

Menschlich, sympathisch, familienfreundlich, hochwertig – und relevant: so will sich SAT.1 in der neuen TV-Saison präsentieren. Sein neues Programmen soll sich nach den Worten seines Geschäftsführers Andreas Bartl „an den Interessen, Träumen und Lebenswelten unserer Zuschauer“ orientieren. SAT.1 soll „Fernsehen mit Herz und Verstand“ für die Kernzielgruppe der 30- bis 59-Jährigen sein.
Zu den Programm-High-lights gehören bei Sat.1. wieder TV-Events wie die „Die Wanderhure“ mit Alexandra Neldel ,. „Die Frau des Schläfers“ mit Yvonne Catterfeld und „247 Tage“ mit Veronica Ferres sowie der Vierteiler „Die Säulen der Erde“ nach dem Bestseller von Ken Folletts.Die neuen Serien„Danni Lowinski“ und „Der letzte Bulle“ erzielen Top-Quoten, die beiden Hauptdarsteller Annette Frier und Henning Baum stehen bereits ab Sommer für die jeweils zweite Staffel vor der Kamera. Jeanette Biedermann kehrt zu „Anna und die Liebe“ zurück. Ab Spätherbst 2010 ist die Schauspielerin und Sängerin wieder in der erfolgreichen SAT.1- Telenovela zu sehen. Mit „Hand aufs Herz“ startet eine neue täglichen Serie am Vorabend. Ab Herbst 2010 kämpfen u.a. Vanessa Jung, Caroline Maria Frier und Oli Petszokat an der Kölner Pestalozzi-Gesamtschule um die große Liebe und die Erfüllung ihrer Träume und Sehnsüchte.

Andreas Bartl, GF ProSiebenSat.1

promedia: Herr Bartl, in den letzten Monaten haben sich die Marktanteile und Reichweiten ihre Sendergruppe im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Was ist das Erfolgsgeheimnis dieses relativ stetigen Anstieges?
Andreas Bartl: Der Grundstein liegt in der neuen Organisation der deutschen TV-Gruppe. Wir arbeiten jetzt zentral und senderübergreifend, das heißt, wir haben alle Bereiche zusammengelegt. Die Mitarbeiter, die besondere Fähigkeiten in einer bestimmten Disziplin haben, arbeiten jetzt nicht nur für einen, sondern für mehrere Sender. Das hat sich bewährt, weil wir durch eine bessere Koordination und Abstimmung sowohl unserer Sendermarken als auch der Programmstrategien und Programmplanungen zu diesem Ergebnis kommen. Die Sender waren noch nie so gut aufeinander abgestimmt wie jetzt. Das ist für mich das Erfolgsgeheimnis, neben einem brillanten Team, das einen sehr guten Job macht und konzentriert arbeitet – egal, wie die Umstände sind. Wir sind deshalb relativ gut aus dieser Wirtschaftskrise herausgekommen.

promedia: Ich habe den Eindruck, dass dazu eine Portion mehr an Mut kommt, auch Neues auszuprobieren?

Andreas Bartl: Die Entwicklung trifft auf alle unsere Sender zu, aber vor allem auf Sat.1, weil der Sender neue, eigenständige Wege gehen musste, um sich weiterzuentwickeln. Das, was Sat.1 früher ausgezeichnet hat, waren die erfolgreichen Eigenproduktionen. Wir wollen deshalb an die Zeiten anknüpfen, in denen Sat.1 Innovationsführer im deutschen Fernsehen mit Deutscher Fiction und Innovationen wie der „Schillerstraße“ oder „Genial daneben“ war.

promedia: Das ist doch aber nicht so einfach. Die Mediennutzung hat sich inzwischen weiterentwickelt. Wie schafft man das?
Andreas Bartl: Sicher, es bedarf schon vieler Ideen und Kreativität, aber es ist interessant und macht Spaß. Wir haben ein begeistertes Team, das über einiges an Erfahrungen verfügt. Über die Jahre ist dieses Know-how stetig gewachsen und man hat schon viele Situationen gemeinsam gemeistert. Das Entscheidende ist, dass man ein Verständnis dafür entwickelt, wofür eine Sendermarke steht und wofür eine Sendermarke stehen soll. Bei Sat.1 haben wir uns vorgenommen, nur noch Programme zu machen, die originär, also keine Nachahmer-Programme sind. Wir blicken nicht mehr zu RTL und ProSieben, sondern gehen unseren eigenen Weg. Continue reading promedia-Interview mit Andreas Bartl: Sat.1 ist ‚der dritte Weg’ zwischen ProSieben und RTL

Goldmedia-Kolumne GOLDMEDIALES. Heute Top – morgen Flop? Wie sich Trendwellen auftürmen und dann auslaufen

In diesen Tagen startet wieder eine neue Popstars-Staffel auf ProSieben, mittlerweile schon die neunte. Auch die Vorbereitungen zur achten Ausgabe des RTL-Casting-Flagschiffs „DSDS“ (Start: Anfang 2011) laufen auf Hochtouren. Es ist wohl davon auszugehen, dass die neuen Staffeln den Sendern wieder sehr gute Quoten bringen werden. – Casting-Shows laufen noch immer gut.

Christoph Schwab
Christoph Schwab, Head of Research, Goldmedia Custom Research GmbH

Zumindest ist dies derzeit noch der Fall, denn: Sie „kommen und gehen“ – die Content-Trends im Medienbereich. Warum waren nachmittägliche Talkshows eine Zeit lang so überaus erfolgreich und sind es nun nicht mehr? Warum feiern alte Formate plötzlich ein Revival, etwa die gute alte Gameshow? Aus welchem Grund verlieren bestimmte Zeitschriften ihre Auflagen, während andere Konzepte fruchten? Wie etwa das Magazin „Landlust“ aus dem Münsteraner Landwirtschaftsverlag, das kontinuierlich Leser gewinnt und im aktuellen IVW-Ranking erneut die Liste der Gewinner anführt.

Medienangebote sind bekanntlich ebenso wie andere Produkte Lebenszyklen unterworfen. Werden sie nicht durch Relaunches kontinuierlich an Marktbedürfnisse angepasst, gehen sie irgendwann unter. Ob Zeitschrift, TV-Format oder Internetangebot – es gibt mehr als genug Beispiele für gesunkene Schiffe. Aktuell droht dies ganz offensichtlich den „Auswanderer-Doku-Soaps“. Eine Zeit lang wurde auf den Privatsendern ausgewandert, was das Zeug hält. Auch wenn VOX mit „Auswanderer sucht Frau“ in der neuen TV-Saison noch einmal an alte Erfolge anknüpfen will, hat dieses Genre zumindest in seiner puren Form offensichtlich seine besten Zeiten hinter sich. So wird „Goodbye Deutschland“ – dank VOX-Quoten-Queen Daniela Katzenberger – immer mehr zum Personality-Format, und im Programm von kabel eins sucht man den einstigen Reichweitengaranten „Mein neues Leben“ derzeit vergeblich. Dass es eine Wiedergeburt der originären Auswanderer-Formate geben wird, ist nicht besonders wahrscheinlich. Continue reading Goldmedia-Kolumne GOLDMEDIALES. Heute Top – morgen Flop? Wie sich Trendwellen auftürmen und dann auslaufen