Trendmonitor 2015: Das Breitband wird mobil. Trend-Ausblick von André Wiegand

Das Breitband wird mobil: Immer mehr Internetnutzer surfen mobil schneller als im Festnetz

André Wiegand, © Goldmedia
André Wiegand, © Goldmedia

Seit Jahren diskutiert man in Deutschland, wie der Ausbau schneller Internetverbindungen vorankommen kann. Ziel des Bundes ist es, dass Anschlüsse, die schneller als 50 Mbit/s sind und Mitte 2014 für 64 Prozent der Haushalte bereitstehen, bis Ende 2018 flächendeckend verfügbar sind. Ein wesentliches Hemmnis für den Ausbau ist allerdings die geringe Nachfrage. Laut Bundesnetzagentur surften Ende 2013 immer noch 84 Prozent der Besitzer von Festnetzanschlüssen mit unter 30 Mbit/s im Internet.

Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit: Denn die Nachfrage nach schnellen mobilen Breitbandanschlüssen ist wesentlich dynamischer. Der Anteil der LTE-Nutzer im Internet stieg zwischen 2013 und 2014 von sieben auf 23 Prozent (Initiative D21). Und das durchschnittliche mobile Datenvolumen wuchs pro Nutzer um 45 Prozent auf 283 MByte pro Monat (VATM).

Ein wesentlicher Grund für diese Nachfragedynamik liegt in der unterschiedlichen Vermarktung: Anders als bei DSL- und Kabel-Internet werden Mobilfunk-Tarife zumeist nicht nach Download-Geschwindigkeit, sondern nach Volumen vermarktet. Damit kommen viele der rund 8,7 Millionen LTE-Nutzer in Deutschland (Stand Mitte 2014) bei der Nutzung aktueller LTE-Geräte in den Genuss der vollen LTE-Geschwindigkeit. Und die durchschnittliche Surfgeschwindigkeit pro Mobilfunkzelle steigt mit jedem LTE-Release und der zunehmenden Glasfaseranbindung der Mobilfunkmasten immer mehr an:

So liegen die mittleren Downloadraten im LTE-Netz heute schon zwischen 17 und 38 Mbit/s. In den Regionen, in denen LTE der Kategorie 4 voll ausgebaut ist, surft man bereits mit durchschnittlich 50 bis 100 Mbit/s (Chip Online). Damit bietet LTE deutlich höhere Datengeschwindigkeiten als ein Standard-ADSL-Anschluss.

Und die Entwicklung geht rasant weiter: Mit dem bereits laufenden Ausbau von LTE-Advanced erhöht sich die maximale Download-Geschwindigkeit weiter auf bis zu 300 Mbit/s. Mit der Einführung der nächsten Mobilfunkgeneration 5G wächst die Download-Geschwindigkeit sogar auf 10 Gbit/s. Dies entspricht dem 100-Fachen der aktuellen LTE-Geschwindigkeit. Zudem steigern die Datenkompressionsverfahren noch einmal die Effizienz. Multipliziert man steigende Übertragungsrate mit steigender Kompressionsrate, ist bis zum Jahr 2020 ein Leistungszuwachs im Mobilfunkbereich um den Faktor 2000 denkbar!

Noch ist der mobile Surfspaß für viele Nutzer jeweils nur von kurzer Dauer: Anders als beim Festnetz akzeptieren die Mobilfunkkunden, bei intensiver Nutzung oft schon zur Monatsmitte mit deutlich reduzierten Datenraten zu surfen oder Datenpakete nachzukaufen.

Mit den rasant steigenden mobilen Netzkapazitäten verbessert sich jedoch das Preis-Leistungsverhältnis der Mobilfunkangebote deutlich: Kuppelprodukte, die mobiles Internet mit echten Flatrates für Musik- oder Video-Streaming-Dienste wie Spotify, Deezer oder Netflix kombinieren, machen den Online-Zugang via LTE immer attraktiver und günstiger.

Will oder muss man LTE als Festnetz-Ersatz nutzen, zahlt man zur Abdeckung des durchschnittlich pro Monat verbrauchten Festnetz-Datenvolumens von rund 27 GB (lt. VATM) zwar noch mindestens 10 Euro mehr als für einen vergleichbaren VDSL-Tarif. Doch ist a) diese Summe nicht mehr so viel höher und b) ist es eine Frage der Zeit, wie schnell bei dem derzeitigen Nutzerwachstum (über 400 % von Mitte 2013 bis Mitte 2014) eine Marktsättigung einsetzt, die das Preis-Leistungsverhältnis für die Kunden weiter verbessert. Eine Wiedereinführung von Volumentarifen im Festnetz würde den Trend weiter verstärken.

Damit wird 2015 wohl der Paradigmenwechsel kommen: Mit der anhaltenden Nachfrage nach mobilen Datenverträgen und dem geringen Interesse an schnellen Festnetzanschlüssen entwickelt sich der Mobilfunk zum wichtigsten Treiber für schnelle Internetanschlüsse.

Autor: André Wiegand, Geschäftsführer Goldmedia GmbH Strategy Consulting

Der Beitrag wurde bei kress.de als Gastbeitrag erstveröffentlicht.

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