Video-on-Demand ist ein wichtiger Wachstumsmarkt. Interview mit Christoph Bellmer, Head of New TV der ProSiebenSat.1 Group, Geschäftsführer von maxdome, promedia April 2012

Dynamische Entwicklung der maxdome-Zugriffszahlen über hybride TV-Geräte

„Video-on-Demand ist ein wichtiger Wachstumsmarkt“

Interview mit Christoph Bellmer, Head of New TV der ProSiebenSat.1 Group, Geschäftsführer von maxdome

Die ProSiebenSat.1 Group hat Ende März für maxdome einen langfristigen Video-on-Demand-Rechtevertrag mit Universum Film abgeschlossen. Damit sichert sich die Fernsehgruppe ein umfassendes Spielfilmpaket für Deutschlands größte Online-Videothek maxdome. Die Vereinbarung beinhaltet zahlreiche Neuerscheinungen und Titel aus dem breiten Filmarchiv von Universum Film wie zum Beispiel die Kino-Highlights „King’s Speech“ und „Unsere Ozeane“. maxdome hat sich auch bei weiteren großen Hollywood-Studios sowie zahlreichen wichtigen Produzenten und Filmvertrieben Video-on-Demand-Pakete gesichert. Deutschlands größte Online-Videothek maxdome ist ein Unternehmen der ProSiebenSat.1 Group und bietet eine Vielzahl an Spielfilmen, Serien, Comedy, Sport, Musik und Cartoons – insgesamt über 45.000 Titel bestes Entertainment. Der Abruf der Videos ist bei maxdome sowohl einzeln, im Leihmodell, mit Kaufoption als auch im Abonnement möglich. Dabei kann das Angebot wie bei einer DVD beliebig oft genutzt werden.

Christoph Bellmer
Christoph Bellmer

promedia: Herr Bellmer, Sie haben jüngst Vereinbarungen mit weiteren TV-Geräteherstellern abgeschlossen, um das Angebote von maxdome auf den Geräten zu implementieren. Welche Effekte versprechen sie sich davon?
Christoph Bellmer:
In erster Linie wollen wir den Markt weiterentwickeln, neue Kunden für unser Angebot gewinnen und den Konsumenten einen komfortableren Zugriff auf maxdome ermöglichen. Die Zugriffe auf unser Angebot über hybride Endgeräte steigen signifikant. Der Launch von maxdome auf den neuen TV-Geräten wird diese Dynamik zusätzlich beschleunigen. Inzwischen sind wir bereits auf über drei Millionen Geräten integriert und die Kunden schätzen den Mehrwert, vom Sofa aus auf über 45.000 Inhalte – viele bereits in HD– zeitflexibel zuzugreifen. Gemeinsam mit den Geräteherstellern gehen wir in die vernetzte Zukunft der Medienwelt.

promedia: Die Zahl der HbbTV-Geräte steigt kontinuierlich. Gelingt maxdome als Paid-Content-Anbieter mit dieser neuen Technologie der Durchbruch beim Kunden?
Christoph Bellmer:
Auch diese Entwicklung wird dazu beitragen, neue Kunden an unsere Angebot heranzuführen. Denn maxdome wird künftig auch über den Red Button, also per HbbTV, erreichbar sein. Damit können wir erstmals aus dem laufenden Programm direkt die maxdome-Welt empfehlen und es damit dem Zuschauer möglichst einfach machen, zum maxdome-Nutzer zu konvertieren. Das kann dann wie folgt aussehen: Am Ende der TV-Episode verweisen wir darauf, dass durch die Betätigung des „Red Buttons“ bereits die nächste Folge der kommenden Woche auf maxdome abrufbar ist. Daneben gibt es noch verschiedene weitere Möglichkeiten, um den Nutzern einen komfortablen Zugriff auf maxdome zu ermöglichen. Wir arbeiten sehr eng mit den TV-Geräteherstellern und anderen Unternehmen zusammen, um den Kunden ein neues, umfassendes Unterhaltungserlebnis auf Basis der Verschmelzung von Broadcast und Internet bieten zu können.

promedia: Wir bewerten Sie die Perspektive von HbbTV insgesamt?
Christoph Bellmer:
Ausgezeichnet. Schließlich ist  HbbTV von der gesamten CE-Industrie als Standard anerkannt. Wir sind als Serviceprovider aber gleichzeitig gefordert, attraktive Angebote über HbbTV bereitzustellen. Für ProSiebenSat.1 ist HbbTV eine Plattform, auf der – über maxdome hinaus – viele verschiedene Dienste stattfinden können. Wir haben die Möglichkeit, diverse Angebote bereit zu stellen und am Zuschauer- bzw. Userverhalten zu lernen, welche Services für den Konsumenten attraktiv sind. Bewegtbild-Applikationen kristallisieren sich schon jetzt als stark frequentiert heraus. Deshalb ist für uns die maxdome-Implementierung so entscheidend und ein logischer Schritt. Sobald HbbTV eine relevante Reichweite hat, lassen sich daraus attraktive Geschäftsmodelle realisieren, auch im E-Commerce Bereich. Allerdings ist die Infrastruktur noch nicht vollends ausgereift. Was derzeit fehlt, ist ein entsprechendes System für den Bezahlvorgang und zur Identifikation der Nutzer. Auch social media ist ein Thema, dass wir bei HbbTV einbinden wollen. Für dieses Jahr liegt der Fokus auf der Integration von Gaming-Ansätzen und der Entwicklung von formatbezogenen Applikationen, die die Nutzer dichter an das Programm heranrücken und so das TV-Erlebnis noch intensivieren.

promedia: Wie wird sich dadurch der Pay-Video-on-Demand-Markt in Deutschland entwickeln?
Christoph Bellmer:
Die Entwicklung ist weiterhin positiv. Der Vorteil, individuell zu entscheiden, wann und was man zu sehen wünscht und das zu einem vernünftigen Preis und bei einfacher Anwendung, überzeugt die Nutzer. Zwar ist r das Thema „Smart TV“  in vielen deutschen Haushalten noch nicht angekommen, aber der Startschuss ist auf jeden Fall gefallen und die Entwicklung hat schnell an Fahrt gewonnen. Das Tempo wird sich mit zunehmendem Absatz hybrider TV-Geräte noch weiter steigern.

promedia: Die ProSiebenSat.1-Gruppe hat im Januar 2011 maxdome vollständig übernommen. Welche Bedeutung hat diese Plattform für den Konzern?
Christoph Bellmer:
Video-on-Demand ist ein wichtiger Wachstumsmarkt. Entsprechend wichtig ist es für uns, in diesem Bereich nicht nur aktiv zu sein, sondern eine führende Position inne zu haben. Wir haben mit maxdome in einen Zukunftsmarkt investiert und das Video-Portal in wenigen Jahren  zum Marktführer aufgebaut.

promedia: Wie hat sich maxdome seit der Komplettübernahme entwickelt?
Christoph Bellmer:
Wir sind ausgesprochen zufrieden. In  kürzester Zeit haben in den letzten Monaten weitreichende Partnerschaften mit Samsung, LG, Panasonic, Loewe, TechniSat, Philips, HUMAX und Toshiba abgeschlossen. Das bedeutet für unser Kerngeschäft einen zusätzlichen Push. Zudem haben wir unser Content-Portfolio auf über 45.000 Inhalte ausgebaut und damit unsere Marktführerschaft noch einmal deutlich unterstrichen. Maxdome bietet Full Cinema Coverage.

promedia: Wo steht maxdome heute innerhalb der Verwertungskette von Spielfilmen oder TV-Inhalten?
Christoph Bellmer:
Die Auswertungsfenster der Lizenzgeber, die wir einhalten müssen, stellen uns vor große Herausforderungen. Der Nutzer versteht nicht, warum er beispielsweise zwar die zweite, aber nicht die erste Staffel seiner Lieblingsserie abrufen kann. Hier wollen wir auf ein Umdenken bei unserem Partnern hinwirken, auch um gemeinsam gegen die Piraterie vorzugehen. Wir müssen dahin kommen, dass illegale Angebote für die Nutzer unattraktiv werden. Der Weg sollte automatisch zu legalen Anbietern wie maxdome führen, die den Inhalt in bester Qualität und zu einem fairen Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten. Dazu muss der Inhalt dann aber auf der Seite zur Verfügung stehen, wenn die Kunden danach suchen. Wir sind in der Hinsicht sehr aktiv und diskutieren mit den Lizenzgebern über entsprechende Lösungen.

promedia: Welche Angebote werden besonders genutzt?
Christoph Bellmer:
Vor allem unser Spielfilmangebot und die Serien. Insbesondere die 7-Day Previews, also die Serien-Episoden, die wir eine Woche vor Free-TV-Ausstrahlung zum Abruf anbieten, kommen  bei unseren Neukunden gut an. Unser Ziel ist, unseren Kunden ein sehr breites Angebot zur Verfügung zu stellen, das auch individuelle Wünsche nach Filmklassikern oder Serien-Oldies erfüllen kann. Bestandskunden schätzen an unserem Angebot, dass sie alle Inhalte, die sie vorfinden, auch direkt online abrufen können. Bei anderen Anbietern sind die Titel zwar online zu bestellen, aber größtenteils nur über den Postweg auf DVD erhältlich.

promedia: Sehen Sie mit der Zunahme von HbbTV-fähigen Fernsehern eine Veränderung bei der Nutzung?
Christoph Bellmer:
Eine Veränderung der Mediennutzung hat bereits in den letzten Jahren stattgefunden: Das Smartphone oder der Tablet-PC haben sich schon in vielen Wohnzimmern einen festen Platz auf der Fernsehcouch erobert. Über den zweiten Screen werden TV und Internet parallel genutzt. Häufig suchen die TV-Zuschauer dabei nach weiterführenden Informationen zur Sendung oder tauschen sich via Social Web mit Freunden über das gerade laufende TV-Programm aus.
Die veränderte Mediennutzung, also die Parallelnutzung von TV und Internet, wirkt sich auch auf die Erwartungshaltung der Zuschauer aus: Sie möchten ihre Lieblingssendungen zu jeder Zeit ansehen können oder interaktiv daran teilnehmen.
Die Verschmelzung zwischen TV-Gerät und Internet eröffnet diverse neue attraktive Möglichkeiten – sowohl für Medienanbieter als auch für Zuschauer. Das Fernseherlebnis wird um eine Dimension erweitert.

promedia: Sie bieten kostenpflichtig Folgen von Serien bereits vor der Free-TV-Ausstrahlung an. Besteht daran überhaupt ein Interesse?
Christoph Bellmer:
Ja, natürlich. Wir bieten durch die Vorabausstrahlung für Anhänger der Serie schließlich einen eindeutigen Mehrwert. Wie eingangs angesprochen, haben wir viele Serien im 7-Day Preview, bieten aber auch ganze Serien-Staffeln an. Aktuell zeigen wir beispielsweise mit „The Walking Dead“ eine Top-US-Serie im so genannten „Online-First-Angebot“ – also vor Free-TV-Ausstrahlung. Sie finden die Previews auch immer unter den Top-Abruf-Listen bei maxdome. Serien vorab anbieten zu können ist einer unserer wesentlichen USPs.

promedia: Welche Perspektive hat maxdome bei mobilen Geräten durch den LTE-Ausbau?
Christoph Bellmer:
Der LTE-Ausbau ist auf jeden Fall interessant. Zum einen ist uns jede Innovation, die Auswirkung auf die technische Reichweite hat, willkommen. Zum anderen stehen die Kunden im Mittelpunkt unserer Überlegungen und sie erwarten zunehmend, maxdome auf allen Plattformen vorzufinden. Dazu zählen natürlich auch mobile Endgeräte wie Tablet-PCs oder Smartphones.

promedia: Es wird international diskutiert bei Spielfilm das Kinoauswertungsfenster zu verkürzen oder sogar ganz fallen zu lassen, um einen zeitgleichen Start im Kino und über VoD zu ermöglichen. Das müsste doch in Ihrem Interesse sein?
Christoph Bellmer:
Der User bekommt heute bereits den Film zeitgleich mit Kinostart im Netz – nur leider auf illegalen Plattformen. Deshalb begrüßen wir grundsätzlich alle Bewegungen der Studios in diese Richtung. Es muss dabei aber berücksichtigt werden, welchen tatsächlichen Mehrwert es dem Kunden bringt. Stichwort: Preis-Leistungsverhältnis. In einer idealen VoD-Welt bekommen die Nutzer die Inhalte zu einem fairen Preis wann immer es ihnen beliebt auf einer legalen Plattform.

promedia: Für 2012 haben mehrere digitale Unternehmen den Start von Web-TV-Suchmaschinen oder Download-Portalen in Deutschland angekündigt und ein öffentlich-rechtliches Video-on-Demand-Portal ist ebenfalls geplant. Inwieweit beeinflusst das ihre Position und Strategie?
Christoph Bellmer: Wir beobachten natürlich die aktuellen Marktentwicklungen und scheuen den Wettbewerb nicht, solange alle dieselben Spielregeln haben. Denn aus anderen Ländern oder benachbarten Märkten, mit teilweise monopolistischen Strukturen, dringen immer mehr Unternehmen in unser Stammgeschäft vor. Sie unterliegen häufig nicht unserer deutschen Medienregulierung. Wir setzen uns dafür ein, für alle Anbieter audio-visueller Inhalte gleiche Rahmenbedingungen zu schaffen und damit nicht zuletzt auch den Medienstandort Deutschland zu stärken.

Über Christoph Bellmer

  • Geboren 1963
  • Diplomingenieur
  • 1989 -2002 CompuNet Computer
  • 2002-2003 B-Business Partners
  • 2003-2004 T-Systems in Frankfurt
  • Vorsitzender der Geschäftsführung der Toll Collect GmbH
  • Chief Operating Officer der Unity Media
  • arena Geschäftsführer
  • Media Broadcast CCO
  • Seit Mai 2010 Head of New TV der ProSiebenSat.1 Group

Artikel in der promedia April 2012

Weitere Informationen: promedia

2 thoughts on “Video-on-Demand ist ein wichtiger Wachstumsmarkt. Interview mit Christoph Bellmer, Head of New TV der ProSiebenSat.1 Group, Geschäftsführer von maxdome, promedia April 2012

  1. Herr Bellmer hat auf jeden Fall Recht: Wachstum kann man eindeutig beobachten. Aber nicht nur bei maxdome allein. Ich finde, da gibt es einige gute Anbieter, die mittlerweile auch günstigere oder sogar kostenlose Angebote zur Verfügung stellen. Gute Übersicht: http://www.onlinevideotheken-vergleich.de

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