Für die Erfassung der Web-TV-Angebote im Web-TV-Monitor 2010 hat das Beratungsunternehmen Goldmedia einheitliche Kriterien definiert: Bei den Portalen handelt es sich um Video-Angebote, die regelmäßig aktualisiert werden, über einen herkömmlichen Web-Browser abrufbar sind, sich an ein deutsches Zielpublikum wenden, ihre Inhalte überwiegend selbst produzieren oder lizenzieren und rechtlichen Mindest-Standards (Urheberrecht, Jugendschutz) entsprechen. Web-TV unterscheidet sich von klassischem Fernsehen vor allem dadurch, dass es nicht zwingend ein komplettes Programm anbietet. Vielmehr können es auch Angebote mit einzelnen Clips, Beiträgen von Nutzern oder Shopping-Sendungen von Unternehmen sein. Im Web-TV-Universum existieren Video-on-Demand-Angebote, es gibt Videocenter und Mediatheken von klassischen TV-Sendern bis hin zu Kommunikationsportalen oder Online-Angebote der Print-Industrie, die einzelne Videos bieten. Das Spektrum ist nicht mehr so eindimensional wie im klassischen Fernsehbereich. Bei der Untersuchung nicht berücksichtigt wurden Linkaggregatoren wie Blogs, Twitter- oder Facebook-Angebote sowie ausländische Angebote, wie Hulu, die erhebliche Marktanteile in Deutschland erzielen. Da das primäre Ziel der Untersuchung eine Messung der Abrufzahlen war, hätten diese Angebote zu einer doppelten Zählung von Videoabrufen führen können.
promedia: Herr Goldhammer, Sie haben 1.275 deutschsprachige Web-TV-Angebote erfasst. Woher stammen die Inhalte?
Klaus Goldhammer: Neben den User Generated Video-Portalen sind die Inhalte zum größten Teil Eigenproduktionen. 90 Prozent der Web-TV-Anbieter, die unseren Fragebogen beantwortet haben, zeigen Eigenproduktionen in ihrem Programm. Rund die Hälfte bezieht ihre Inhalte meist zusätzlich von Kooperations- und Vertragspartnern wie Media- oder Nachrichtenagenturen. Sie dürfen nicht vergessen: Ungefähr die Hälfte aller Web-TV-Angebote sind Submarken klassischer Medien aus Print, TV und Radio. 97 Prozent sind private oder nichtkommerzielle Anbieter – nur drei Prozent öffentlich-rechtliche. Inhaltlich überwiegen dabei Informationsangebote gegenüber Unterhaltung. Aktuelle, non-fiktionale Informationen sind ein wichtiger Faktor im Web-TV. Der Web-TV-Platzhirsch aber ist mit weitem Abstand YouTube, wenn man nach den Abrufzahlen geht und nicht auf die Professionalität oder Qualität der Inhalte schaut.
promedia: Bei YouTube finden sich Angebote von klassischen Sendern, die 1:1 übernommen oder spezieller bearbeitet werden, zudem selbstgedrehte Videos von Privatpersonen. YouTube ist eine Plattform, auf der sich zum großen Teil das wiederfindet, was auch an anderer Stelle im Internet existiert?
Klaus Goldhammer: Das ist richtig. Darin liegt der Mehrwert von YouTube und auch ein Teil des Definitionsproblems: Wie erfasst man zum Beispiel auf Facebook verlinkte YouTube-Videos? Wem sind diese Videos zuzurechnen? YouTube hat in Deutschland mehr als 15 Millionen Unique User pro Monat. Damit muss sich der klassische Fernsehmarkt befassen. Hier wird Stück für Stück Continue reading Man kann es fast spüren: Da tut sich etwas. Goldmedia-Geschäftsführer Dr. Klaus Goldhammer im Gespräch mit promedia zum Thema Web-TV