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Trendmonitor 2016. Die Unschärferelation in der TV-Reichweitenforschung. Trend-Ausblick von Dr. Mathias Wierth

Die Unschärferelation in der TV-Reichweitenforschung: Soziodemografische Datentiefe vs. breitere Abbildung der Gesamtnutzung

[17.12.2015] „Follow the content“ – das ist nicht nur das zentrale Motto bei der linearen und non-linearen TV-Nutzung, sondern auch der Leitsatz der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF), welche die Bewegtbildforschung in Deutschland maßgeblich steuert. Während die Nutzer zusätzlich zum weiterhin relevanten klassischen Fernsehen alle anderen Möglichkeiten des Bewegtbildkonsums fortlaufend und selbstverständlich in ihren Alltag integrieren, versucht die AGF, diese Nutzungsrealität mit immer komplexeren Verfahren einzufangen. Dies ist kein einfaches Unterfangen. Wo solche Ansätze im Worst Case hinführen, konnte man in der Schweiz verfolgen: Nachdem 2013 ein neues und crossmedial orientiertes Messsystem von Mediapuls eingeführt wurde, gab es in der Schweiz aufgrund von unplausiblen Daten über ein halbes Jahr lang gar keine Fernsehquoten.

Dr. Mathias Wierth, Associate Partner Goldmedia, Bildquelle: © Goldmedia
Dr. Mathias Wierth, Associate Partner Goldmedia, Bildquelle: © Goldmedia

Das will in Deutschland natürlich keiner. Die AGF setzt in Deutschland daher auf mehrere Quellen: TV-Panel, Desktop-Panel, Mobile-Panel und Cross-Media-Panel. Ziel ist es, all diese Daten zusammenzuführen, um eine einheitliche Währung für die Bewegtbildmessung zu erhalten. Das Verfahren hat aber zwei Konsequenzen: Zum einen erfordert das Zusammenfügen unterschiedlich erhobener Daten einen extrem hohen methodischen Aufwand, ohne die das Modell nicht funktionieren kann. Zum anderen brauchen die dazu notwendigen Schritte, so sie denn überhaupt realisierbar sind, Sorgfalt und vor allem: viel Zeit.

Gerade die Zeit aber wird immer knapper – vor allem für kleinere Sender. In der diversifizierten Fernsehlandschaft werden ihre auf herkömmliche Weise gemessenen Fernsehquoten zunehmend volatil. Bereits die Größe des aktuellen Fernsehpanels (rund 5.000 Haushalte) wird dieser seit Jahren vorhandenen Entwicklung nicht gerecht. Hinzu kommt, dass internetbasierte Over-the-top (OTT)-Angebote nur schwer messbar sind und damit noch schwieriger vermarktet werden können. Ein beständig tröstender Verweis der AGF auf die Zukunft reicht vielen Medienunternehmen nicht mehr aus. Continue reading Trendmonitor 2016. Die Unschärferelation in der TV-Reichweitenforschung. Trend-Ausblick von Dr. Mathias Wierth

Social TV-Blase schon geplatzt? Gastbeitrag von Florian Kerkau für kress.de

Ist die Social TV-Blase schon geplatzt?
Kaum ist der junge Social TV-Markt in Erscheinung getreten, wird auch schon über die nächste bald platzende Blase diskutiert. Ist Social TV ein überbewerteter Hype?

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Dr. Florian Kerkau, Geschäftsführer Goldmedia

Neueste Zahlen aus den USA (BI Intelligence) belegen, dass dort die Nutzung eines Smartphones oder Tablets während des Fernsehens längst zum Alltag gehört. Über die Hälfte (53%) der Smartphone- und Tablet-Besitzer macht vom sogenannten „Second Screen“ Gebrauch, um sich während des TV-Programms online mit laufenden Sendungen zu beschäftigen. Im Vergleich zum Jahr 2012 stiegen dadurch die Kommentare der Nutzer in den sozialen Medien um 363 Prozent an. In Deutschland scheint sich diese Tendenz nicht so richtig durchzusetzen. Dies zumindest besagt eine aktuelle Studie (TNS CONVERGENCE MONITOR, August 2013). Folgt man den Schlussfolgerungen der Autoren, stagniert das Interesse, sich während des Fernsehens online mit dem Fernsehprogramm zu beschäftigen.

Ist der Social TV-Trend damit tatsächlich schon wieder „durch“? Er ist es nicht, betrachtet man die Entwicklungen komplexer und differenzierter. Durch Nutzungsmessungen im Social TV Monitor etwa (www.social-tv-monitor.de, Goldmedia) liegen seit geraumer Zeit genaue Zahlen zur Nutzeraktivität vor. Dadurch wissen wir auch, dass die Nutzung von Social TV nicht immer synchron zum Fernsehprogramm laufen muss. Gerade die erfolgreichsten Formate von RTL2 (z.B. „Berlin – Tag und Nacht“) haben gezeigt, dass auch die asynchrone Nutzung nicht zu unterschätzen ist. Continue reading Social TV-Blase schon geplatzt? Gastbeitrag von Florian Kerkau für kress.de

Social TV. Wer erobert den Second Screen? Goldmedia Gastbeitrag kress.de

Dr. Florian Kerkau, Goldmedia
Dr. Florian Kerkau, Goldmedia

Social TV ist in Deutschland angekommen, wie Analysen klar belegen. Nutzungsdaten zeigen aber zugleich, dass Facebook und Twitter aktuell die meisten TV-bezogenen Aktivitäten bündeln, während die speziell für die Parallelnutzung von linearem TV-Programm und sozialen Interaktionen geschaffenen Dienste quantitativ noch das Nachsehen haben. Zum Beispiel verfolgten während der letzten Ausgabe von „The Voice of Germany“ knapp 300 angemeldete Besucher die Sendung auf dem von ProSieben betriebenen Second Screen-Angebot Connect. Die Facebookseite der TV-Show konnte hingegen allein über 30.000 neue Fans verbuchen. (KW 42, 2012) Dieses Verhältnis macht deutlich: Der Second Screen als synchroner Zusatzkanal hat inhaltlich noch große Reserven. (Daten: Social TV Monitor, Goldmedia*)

Betrachtet man den deutschen Social TV-Markt aus der Zuschauerperspektive, lassen sich drei Formen unterscheiden, auf denen Social TV in Deutschland hauptsächlich stattfindet: Das sind zum einen die unspezifischen Social TV-Plattformen Facebook und Twitter sowie diverse OTT-Services (Over the Top). Dazu gehören Angebote der TV-Sender oder die von Drittanbietern wie Couchfunk, ZAPITANO oder Tweek. Die eindeutig größte Plattform ist Facebook mit ca. 25 Mio. Nutzern in Deutschland, gefolgt von Twitter mit gut 4 Mio. User. Continue reading Social TV. Wer erobert den Second Screen? Goldmedia Gastbeitrag kress.de