Wie Alte und Junge ihre Smartphones nutzen. Goldmedia-Gastkommentar von Florian Kerkau bei kress.de

Dr. Florian Kerkau, Goldmedia
Dr. Florian Kerkau, Goldmedia

Erst kürzlich hat der Hightech-Verband BITKOM aktuelle Zahlen zum Smartphonemarkt in Deutschland veröffentlicht: Demnach wurden 2011 hierzulande 11,8 Millionen Smartphones verkauft, das sind bereits 43 Prozent aller verkauften Handys und ein Wachstum gegenüber dem Vorjahr um knapp ein Drittel. Der Verkaufsboom ist beeindruckend und kurbelt das Umsatzwachstum der Anbieter kräftig an. Immer mehr Nutzer entscheiden sich für diese kleinen “Alleskönner”, wenn es um ein neues Handy geht. Und die leisten dank wachsender Prozessor-, Speicher- und Übertragungsleistungen inzwischen Erstaunliches. Da ist es interessant, etwas genauer hinzuschauen, wofür die Smartphone-Besitzer ihre Mini-Computer eigentlich am liebsten nutzen. Welche Features sind ihnen wichtig, welche weniger und wo gibt es die auffälligsten Unterschiede bei jüngeren und älteren Nutzern? Wie wichtig sind immer schnelleres Surfen oder schärfere Fotos und für wen?

Noch ist die Nutzung recht „handy-traditionell“, wie die Nutzerforschung zeigt. Die beliebteste Funktion auf dem Smartphone ist nach dem Telefonieren immer noch die gute alte SMS – trotz der vielen neuen Möglichkeiten, die es für Kommunikation, Rezeption und Interaktion per Smartphone heute schon gibt. Laut Goldmedia Mobile Monitor 2011* kommunizieren 80 Prozent der weiblichen bzw. 72 Prozent der männlichen Smartphone-Nutzer mindestens wöchentlich per SMS. Dass die SMS-Funktion auch zukünftig die Hitliste der meistgenutzten Features anführen wird, ist indes fraglich. Denn internet-basierte Messaging-Dienste stehen in den Startlöchern – und wer über eine Flatrate ins mobile Internet geht, kann sich die SMS-Kosten mit derartigen Apps sparen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Kommunikationspartner den gleichen Dienst nutzt. Hier muss sich also ein Standard durchsetzen. Nach dem derzeitigen Stand der Dinge haben zwei Anbieter das Potenzial dazu: Facebook und der Messenger WhatsApp. Diese beiden Apps sind plattformübergreifend die beliebtesten Smartphone-Programme.Immer wichtiger für die Nutzer wird das mobile Internet. Die browserbasierte Internetnutzung über das Smartphone folgt bereits nach der SMS auf Platz zwei der am häufigsten genutzten Smartphone-Features (64 Prozent nutzen es täglich oder zumindest wöchentlich). Nicht verwundern dürften hier aber Unterschiede in den Altersgruppen. Anders als die SMS-Funktion, die bei Jung und Alt gleichermaßen beliebt ist, gibt es hier bei den älteren Smartphone-Nutzern noch deutlich weniger Interesse: Von den über 50-Jährigen nutzen nur 43 Prozent das mobile Internet mindestens wöchentlich, dagegen liegt dieser Anteil bei den 20- bis 29-Jährigen mit 73 Prozent deutlich darüber.

Es gibt noch weitere Funktionen, die vornehmlich bei jüngeren Smartphone-Nutzern beliebt sind, natürlich die sozialen Netzwerke, Instant Messaging oder mobile Videos. Die Nutzerforschung zeigt aber auch eine Reihe von Funktionen, die eher ältere Smartphone-Nutzer bevorzugen, dazu gehören das Bearbeiten geschäftlicher Dokumente, die Kalender- und die Navigationsfunktion oder das UKW-Radio.

Man könnte die Nutzungsgewohnheiten aktuell so zusammenfassen: Die älteren User sehen in ihren Smartphones noch häufiger ein Gerät, das “klassische Business-Anwendungen“ ersetzt und optimiert bzw. überall mobil einsetzbar macht. Für die jungen Nutzer ist das Smartphone schon viel mehr. Sie nutzen insbesondere den persönlichen Internetzugang intensiv, um auf einfache und vielfältige Weise mit Freunden in Kontakt zu treten oder Medien- und Entertainmentangebote auf vielfältige Weise zu nutzen.

Und wohin geht die Smartphone-Reise künftig? Zunächst ist zu beobachten, dass die Bedeutung einzelner technischer Merkmale in der Nutzergunst abnimmt. Dagegen wird immer wichtiger, welche System-Lösungen ein mobiles Gerät anbietet. So sind Faktoren wie intuitive Bedienbarkeit oder der App-Store den Nutzern schon jetzt viel wichtiger als etwa Akkulaufzeit oder Speicherplatz. Letzteres wird angesichts der Verlagerung der Datenspeicherung in die „Cloud“ ohnehin obsolet, bald werden Fotos, Videos, Musik und Bücher ohnehin nicht mehr auf dem Handy selbst gespeichert.

Es bleibt spannend, wohin sich das Smartphone der Zukunft entwickelt und wie die Nutzer die vielen neuen Features und technischen Gadgets annehmen werden, ob Sprachsteuerung, veränderte Display-Technologien oder NFC (Nahfeld-Kommunikation) und LTE.

* Quelle: Mobile Monitor 2011, Goldmedia, Online-Nutzer-Befragung Mai 2011

Dr. Florian Kerkau, Geschäftsführer Goldmedia Custom Research GmbH

Artikel erschienen: kress.de

 

1 thought on “Wie Alte und Junge ihre Smartphones nutzen. Goldmedia-Gastkommentar von Florian Kerkau bei kress.de

  1. Smartphones werden immer leistungsfähiger und sind technisch heute schon auf dem Stand von PC vor vielleicht 5-7 Jahren. Daher ist es nur logisch, dass man unterwegs die Zeit nutzt, um sich zu informieren oder auch was zu kaufen. Bei der Bahn kann man ja z.B. schon Tickets mit dem Handy kaufen. Ich denke, es wird noch viel mehr in diese Richtung gehen, so dass man irgendwann fast alles mit dem Handy bezahlen können wird. Wie immer bei solchen technischen Umwälzungen nutzen junge Menschen die neuen Technologien wie selbstverständlich, während Ältere ihre Schwierigkeiten damit haben.

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