Das Handy ist die Geldbörse von morgen. Mobile Payment schon jetzt Alltag in Japan

Ein Leben ohne Handy ist für die meisten Menschen nicht mehr vorstellbar, über 90 Prozent haben ihr Handy rund um die Uhr maximal einen Meter entfernt bei sich. Als „Medium“ zum Einkaufen oder Bezahlen aber ist es in Deutschland noch immer in einer Art embryonalen Entwicklungsstufe: Klingeltöne oder Games via Premium SMS funktionieren bereits gut, mancherorts gibt es auch schon Pilotprojekte für Parkgebühren oder Nahverkehrstickets. Doch dies ist nur ein kleiner Teil der Möglichkeiten, die Mobile Payment (M-Payment), die elektronische Zahlungsabwicklung über mobile Endgeräte, bietet.

Akzeptanz von Mobile Payment in Deutschland
Akzeptanz von Mobile Payment in Deutschland

In Asien hingegen und hier vor allem in Japan, der Vorreiternation in Sachen M-Payment und Electronic Cash (eCash) sieht es ganz anders aus. Allein Japans größtes Bahnunternehmen JR-East, das auch den berühmten Shinkansen-Schnellzug betreibt, setzt jährlich rund drei Mrd. US-Dollar per M-Payments um.  Ähnlich wie beim Skilift in den Alpen hält man dazu nur noch das Handy an das Drehkreuz der Zugangskontrolle.

M-Payment ist in Japan also bereits ein milliardenschwerer Markt. Der Umbruch begann dort vor exakt zehn Jahren mit dem Micropayment-System „i-mode“ und Sony’s  elektronischer Geldbörse „Edy“ (für Euro, Dollar, Yen). 2003 wurde Sony‘s Bezahlchip „Felica“ ins Handy integriert und damit das Konzept des „Wallet Phone“ (zu deutsch „Geldbörsen-Handy“) eingeführt – also Mobiltelefone, die als Geldbörse, Kreditkarte und Fahrkarte zugleich fungieren. Konkret wird dazu neben der SIM-Karte zum telefonieren auch eine kleine Kredit-Simkarte zum bezahlen in das Handy eingesteckt.

2009 sind in Japan rund 90 Prozent aller Mobiltelefone auch Wallet Phones. Aufladestationen gibt es im ganzen Land. Per Handy bezahlen kann man in Kaufhäusern, Cafés und Restaurants, an Getränkeautomaten und gern auch beim Erwerb von Tickets. M-Payment und eCash schließen ideal die Lücke zwischen Bargeld und Kreditkarte und sind beliebt beim täglichen Einkaufen. So verzehnfacht sich die Anzahl der eCash-Transaktionen in Japan alle vier Jahre. 2014, so schätzt Eurotechnology, wird es rund 1 Mrd. Handy-Zahlungsv¬orgänge pro Monat in Japan geben.  Derzeit sind mehr als 120 Millionen e-Cash-Karten in Umlauf (davon 12 Mio. „mobile Cards“), d.h. schon heute hat praktisch jeder Japaner zumindest eine dieser elektronischen Karten.Auch einige europäische Nachbarländer, darunter Österreich, sind mit dem mobilem Bezahlen schon deutlich weiter als Deutschland. Natürlich gibt es auch hierzulande in verschiedenen Städten Handy-Ticketprojekte oder Handy-Parking. Die Deutsche Bahn AG etwa testet in diversen Pilotprojekten ihr “Touch&Travel”-System, das die Bezahlung von Fahrkarten per Near Field Communication (NFC) ermöglichen soll. Dennoch kommt dieser Markt nur schwer in die Gänge: Branchenübergreifende Kooperationen zwischen den Marktakteuren scheinen immer noch schwierig. Komplizierte Technologien und zu viele Insellösungen verwirren die Nutzer. Die Etablierung eines massentauglichen Verfahrens ist also keineswegs trivial. Denn klare, einfache Funktionalität und Sicherheit gehören zu den wichtigsten Anforderungen auf Nutzerseite.

Und so zeigen sich die Konsumenten in Deutschland zwar interessiert, bleiben aber skeptisch. 2008 verneinten noch rund 75 Prozent der deutschen Konsumenten die Frage, ob sie mit dem Handy einkaufen würden. Sicher wäre die Akzeptanz größer, gäbe es mehr Angebote. Einer Goldmedia-Online-Erhebung im August 2008 zufolge ist Mobile Payment lediglich für drei Prozent der Deutschen ein alltägliches Zahlungsmittel.
Dass der M-Payment-Markt auch in Deutschland irgendwann richtig starten wird – daran hegt wohl niemand Zweifel. Die Frage ist nur wann?

Autor: Dr. Klaus Goldhammer, Geschäftsführer Goldmedia GmbH

Weitere Informationen zu Goldmedia: http://www.goldmedia.com/aktuelles.html

1) Angaben ohne elektronische Tickets
2) Angaben ohne elektronische Tickets. Die Zahlenangaben zum japanischen Markt stammen von Goldmedia-Kooperationspartner Eurotechnology Japan K.K., führender Technologieberater mit Sitz in Tokio und Experte im Bereich e-Cash und Mobile Payment.  http://www.eurotechnology.com

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