Trendmonitor 2014: Situation-based Services – Stehen wir vor der nächsten digitalen Revolution!? Trend-Ausblick von Florian Kerkau

Situation-based Services – Stehen wir vor der nächsten digitalen Revolution!? 2014: Das Jahr der neuen Privatheit im steilen Mobile-Wachstum

Dr. Florian Kerkau
Dr. Florian Kerkau

Trend 1: Neue Vielfalt

Der Mobile-Markt wächst und differenziert sich immer weiter aus. Neben unzähligen Geräteklassen und -größen werden wir nächstes Jahr neben Lenovo einige neue Gerätehersteller auf dem Markt sehen.

Diese Vielfalt geht jedoch weit über Smartphones und Tablets hinaus. Neben Smart Watches und Google Glasses wird 2014 das Jahr der sog. Wearables, also der Microcomputer, die an Körper oder Kleidung getragen werden. Passend hierzu wächst der Markt der Sport- und Gesundheitsanwendungen stark durch die neuen Möglichkeiten der „Selbstvermessung“ von Körperfunktionen, wie z.B. die Pulsmessung beim Joggen oder die EEG-Messung bei Herzpatienten mittels eigener Smartphone-gekoppelter oder smartphone-ähnlicher Geräte.

Auch bei den mobilen Anwendungen kommt dank HTML5-basierter Apps Bewegung in den Markt. Diese sind den nativen Apps i.d.R. unterlegen, weil sie die spezifischen Stärken der jeweiligen Hardware nicht adäquat nutzen können (Performance, Bedienkomfort, Look & Feel etc.). Dagegen ist es auf Entwicklerseite ein verlockender Gedanke, nur eine einzige Anwendung für alle Gerätetypen zu schaffen und aktuell zu halten. Man wird sich hier wohl in der Mitte treffen: Eine Vielzahl von Apps werden eigentlich native Apps sein, funktionieren im Kern aber über die Einbindung von HTML5 (hybride Apps). Somit können sie auch über den App Store vertrieben werden, der als Marketinginstrument mittlerweile viel zu wichtig ist, um darauf gänzlich verzichten zu können.

Trend 2:  Alter Dualismus

Bei den Betriebssystemen wird es 2014 keine überraschenden Verschiebungen geben. Android baut seinen Vorsprung auf iOS weiter aus und alle sonstigen Systeme inkl. Windows führen ein Schattendasein oder treten von der Bühne ab. Der Anteil der iOS-Geräte sinkt relativ zum Gesamtmarkt und Apple wird diesen Abwärtstrend auch mit der neuen Strategie einer günstigeren Gerätelinie allenfalls verlangsamen. Laut aktuellem „Mobile Monitor 2014“ verlor iOS im Smartphone-Bereich fünf Prozent Marktanteil seit der letzten Erhebung aus 2012, wohingegen Android um ca. 20 Prozent zulegen konnte (Goldmedia, Dez. 2013). In Zukunft heißt es also „Apple: back to premium“ und Android wird unser neues Windows.

Trend 3: Wirklichkeit nur noch Teil der eigenen virtuellen Welt

Seit einigen Jahren wird Augmented Reality als Smartphone-Anwendung als das nächste „große Ding“ gepriesen. Tatsächlich können mit der derzeitigen Technik die Potenziale von Augmented Reality-Anwendungen nur schlecht genutzt werden. Mittels neuer und verbesserter Sensorik sowie geeigneterer Devices, wie z.B. Google Glasses, ist hier jedoch längerfristig mit einem explosionsartigen Wachstum zu rechnen. Insbesondere in Verbindung mit den Location-based Services sind breite Anwendungsmöglichkeiten denkbar, die unsere Gesellschaft ähnlich nachhaltig verändern können, wie es der gesamte Prozess der Digitalisierung bereits getan hat. Das Stichwort lautet „Situation-based Services“ und stellt eine Spezifizierung der „Location-based Services“ dar. Man stelle sich vor, man sieht ein Objekt, z.B. einen Bahnhof und der digitale Begleiter erkennt diesen, schickt einen zielsicher zum richtigen Bahnsteig und überbrückt die Wartezeit z.B. mit dem Einspielen von relevanten Nachrichten. 2014 werden erste Ansätze hierzu sichtbar werden.

Trend 4: Money follows eyeballs and eyeballs are mobile…

…ist zwar nur die halbe Wahrheit, aber die Tendenz stimmt. Während wir täglich 5 Prozent unserer Zeit damit verbringen, auf ein mobiles Gerät zu schauen, fließen dagegen lediglich 0,5 Prozent der Werbeumsätze in Mobile (Quelle: Goldmedia Mobile Monitor 2014). Das Wachstum ist zwar vorhanden, aber andere Mediengattungen verzeichnen hier deutlich günstigere Verhältnisse. Es zeigt sich immer mehr, dass sich ein Mobile Device nicht für die Werbung von 30-Sekundenspots wie im TV oder für Bannerwerbung wie im Web eignet. Dafür bietet ein Mobile Device viel bessere Möglichkeiten, in einer relevanten Situation an einem bestimmten Ort personalisierte Kommunikationsinhalte zu vermitteln. Das kommende Jahr wird für diese Entwicklung bereits einen wichtigen Grundstein legen.

Aber Werbung ist nur ein Finanzierungsmittel für mobile Dienste. Vor allem die direkten Erlöse aus Mobile-Anwendungen steigen momentan sehr schnell an. So zeigt der Mobile Monitor 2014, dass sich im letzten Jahr die monatlichen Ausgaben für den Erwerb von Musik auf mobilen Geräten pro Nutzer von 6,80 Euro auf 7,50 Euro erhöht haben, wobei sich der Gesamtmarkt um rund ein Viertel vergrößert hat. Noch gravierender ist die Entwicklung beim Videokonsum. Inzwischen nutzen mehr als doppelt so viele Deutsche zahlungspflichtige Videos als noch 2012. Der durchschnittliche monatliche Betrag für Video-on-Demand (VoD) kletterte von 6 Euro auf über 8 Euro pro zahlendem Kunde – Tendenz für 2014 steigend (Goldmedia, Dez. 2013).

Trend 5: Die neue Privatheit

Lehrer lesen die Facebook-Seiten ihrer Schüler, Eltern die ihrer Kinder und zu allem Überfluss liest die NSA einfach alles mit. Nun zeigt sich nach einer Ära der digitalen Öffentlichkeit eine Renaissance der Privatheit. Die Erfolge von WhatsApp und Snapchat bei der jungen Zielgruppe belegen eindrucksvoll, wie groß das Bedürfnis nach direkter und privater Kommunikation unter den medialen Möglichkeiten sozialer Netzwerke ist. Sogar Instagram versucht nun, mit eigenen Funktionen an diesen Trend anzuknüpfen. Was bei der alten MMS und deren fatalem Geschäftsmodell nicht funktioniert hat, taucht nun disruptiv gewandelt in der jungen Zielgruppe auf. 2014 wird das Jahr einer neuen Privatsphäre.

Autor: Dr. Florian Kerkau, Geschäftsführer Goldmedia Custom Research GmbH

Der Beitrag wurde bei kress.de als Gastbeitrag erstveröffentlicht.

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