HDTV erobert die Wohnzimmer, aber 3DTV steht schon in den Startlöchern

Der Fernsehmarkt ist heftig in Bewegung. HDTV hat sich als Standard noch gar nicht etabliert, da drängt schon der nächste Trend in den Markt:  3DTV ist in aller Munde und mitnichten eine Zukunftsvision. Der Unterschied für die Nutzer ist nur: Das eine ist das Sahnehäubchen in Sachen guter Bildqualität – das andere jedoch eine komplett neue Seherfahrung.

Mathias Birkel, Consultant Goldmedia

HDTV wird in Deutschland 2010 erstmals für die breite Masse interessant werden. HD-Fernseher gibt es inzwischen fast überall, rund 19 Mio. HD-fähige Geräte standen Ende 2009 in deutschen Haushalten. Die hochaufgelösten HD-Inhalte dagegen sind immer noch nicht so einfach verfügbar: es gibt sie derzeit vor allem als Blu-rays (entwickeln sich mehr und mehr zum Mitnahmeartikel), als Add-on-Package bei Sky (recht teuer, weil nicht allein buchbar) oder über IPTV (aber bei Weitem nicht überall). Das aber wird sich in diesem Jahr ändern.

Nach diversen Gehversuchen, u.a. mit dem HD-Trial während der Leichtathletik-WM 2009, läuten die Olympischen Winterspiele in Vancouver ab dem 12. Februar nun bekanntlich den HDTV-Regelbetrieb von ARD und ZDF ein. Damit wird HDTV endlich auch in Deutschland zum neuen Fernsehstandard. Das bringt nicht nur eine bessere Bildqualität für immer mehr Zuschauer, sondern setzt auch neue Impulse für die Digitalisierung insgesamt – vor allem im nach wie vor überwiegend analogen Kabel. Erste Anzeichen sind da: Schon seit Dezember 2009 wird bei Kabel BW ein HD-Receiver als Standard für alle neuen Digitalkunden ausgegeben. Und auch wenn Kabel Deutschland derzeit noch mit den Sendeanstalten über die Übertragungskosten diskutiert, ist eine Einigung nur noch eine Frage der Zeit.

Auch greift HDTV den Verschlüsselungsstrategien von RTL und ProSiebenSat.1 unter die Arme und wird dem Zuschauer seit Ende 2009 im Rahmen der HD+-Satellitenplattform als zahlungswerter Mehrwert verkauft. Nicht zuletzt kann HDTV damit auch dem Pay-TV den dringend notwendigen Schub geben. Wenn nicht für HDTV, wofür dann sollte in Deutschland Zahlungsbereitschaft außerhalb der Fußballbundesliga bestehen?

2010 könnte also zum HDTV-Jahr werden – vorausgesetzt, die Vermarktungsstrategien werden so angelegt, dass die attraktiven, hochaufgelösten Digital-TV-Inhalte schnell und effektiv eine große Masse von Zuschauern erreichen können.

HDTV ist ein wichtiger nächster Schritt im Bereich Displaytechnologien und verschafft dem Nutzer erheblich brillantere Bilder. In den USA etwa bedeutet der Übergang vom deutlich schlechteren NTSC-Signal zu HDTV schlichtweg eine Revolution. In Deutschland und großen Teilen Westeuropas aber sind die TV-Zuschauer bereits die vergleichsweise guten PAL-Bilder gewöhnt. Mit HDTV erfolgt hier also eher die nächste wichtige Evolutionsstufe, bevor eine Technik in die Wohnzimmer einziehen wird, die das Fernseherlebnis tatsächlich radikal und unübersehbar verändern wird: 3DTV.

Die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas Anfang Januar hat es deutlich gezeigt, auch im Berliner Sony-Store am Potsdamer Platz kann man es live testen: Dreidimensionales Fernsehen – mit und sogar ohne Spezialbrille – ist längst keine Science Fiction mehr. Davon zeugen zum einen die zahlreichen auf der CES vorgestellten Endgeräte, angefangen vom Fernseher bis hin zum Handy oder der Play-Station. Samsung, Sony und Panasonic haben erste TV-Geräte für den Sommer angekündigt, andere Hersteller planen die Einführung für den Herbst. Zudem gibt es bereits konkrete Projekte für die ersten 3DTV-Kanäle – so etwa von SkyLife in Korea (geplanter Launch noch im Januar 2010). Auch in Europa ist man in den Startlöchern: Der britische Bezahlsender BSkyB will zur Jahresmitte das erste 3D-Fernsehangebot in Großbritannien und Irland starten und könnte dabei von seiner starken Stellung bei HDTV profitieren, denn alle in den Haushalten platzierten HD-Boxen sind auch 3D-fähig.

Wie faszinierend 3D-Erlebnisse für die Nutzer sind, zeigen derzeit die aktuellen Besucherrekorde bei 3D-Kinofilmen. Auch wenn im Kino andere Gesetze gelten und auf technologischer Seite noch viele Fragen offen sind: Dreidimensionale Bildqualität wird bald auch die Wohnzimmer erobern.

Autor: Mathias Birkel, Consultant Goldmedia GmbH Media Consulting & Research

Weitere Informationen: http://www.Goldmedia.com/aktuelles.html

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