Trendmonitor 2017. Vom Public Value zur Gemeinwohl-Orientierung. Trend-Ausblick von Klaus Goldhammer

Vom Public Value zur Gemeinwohl-Orientierung: Medien und Infrastrukturanbieter werden 2017 intensiver ihren Nutzen für die Gesellschaft ermitteln

19.12.2016. Die Idee der „Public Value“-Forschung wurde erst 1995 von Harvard-Prof. Mark Moore als Gegenentwurf zum klassischen „Shareholder Value“ entwickelt: Er begann mit der Frage, welchen konkreten Mehrwert eine Stadtverwaltung für die Gesellschaft erbringe? Moores Modell untersucht dazu, welche Quellen der Legitimation es gebe, auf welche Unterstützung eine Institution bauen könne und welche operativen Kapazitäten sie für ihre Aufgaben habe.

Prof. Dr. Klaus Goldhammer, Geschäftsführer Goldmedia
Prof. Dr. Klaus Goldhammer, Geschäftsführer Goldmedia

Das war der erste Schritt in ein neues Forschungsfeld, das sich deutlich vom klassischen Thema „Corporate Social Responsibility“ abhebt. Public Value – oder das schöne deutsche Wort Gemeinwohl – meint heute den konkret messbaren Wertbeitrag oder Nutzen, den Unternehmen oder öffentliche Institutionen intern wie extern durch ihre eigene Arbeit für die Gesellschaft erbringen.

Public Value-Analysen werden dadurch zu einem modernen Instrument der Leistungsmessung und ermöglichen dadurch mehr Transparenz und Steuerung. Damit wird es möglich, die Gemeinwohl-Leistung zu erfassen, Qualität zu messen und für alle besser nachvollziehbar zu machen. BBC und ORF oder auch die kanadische CBC haben deshalb regelmäßige Public Value-Berichte eingeführt. Auch die deutschen Dreistufentests haben fallbezogen Auswirkungen und Nutzen öffentlich-rechtlicher Online-Medien intensiv untersucht.

Public Value, © Goldmedia 2016
Public Value, © Goldmedia 2016

Trotzdem werden im deutschen Medien- und Telekommunikationsmarkt weiter durchaus kritische Fragen gestellt: Von Lügenpresse-Polemiken bis zur Rundfunkgebühren-Diskussion, von Mobilfunktarifen bis zum Thema Breitbandanbindungen gibt es viele Ansatzpunkte, wo statt gefühlter Wahrheiten praktische Erkenntnisse und Belege aus der Gemeinwohlforschung dringend gebraucht werden. Denn erst wenn die Öffentlichkeit Leistungen einer Institution als wertvoller betrachtet als ihre Kosten, wird der Nutzen für alle verständlich.

Dass „Schönheit im Auge des Betrachters“ liegt, wusste schon der britische Philosoph David Hume. Übertragen bedeutet dies, dass Gemeinwohlleis­tungen vor allem aus Sicht der Nutzer ermittelt werden können und müssen. Gemeinwohl wird also weder durch reine Qualitätsstudien noch durch reine ökonometrische Analysen gemessen. Es braucht also einen umfangreichen Methodenmix, um Public Value zu ermitteln. Der Gemeinwohlbeitrag von Medien wie von Infrastrukturanbietern wird 2017 in Deutschland immer häufiger untersucht werden. Auch zum Nutzen der Anbieter selbst.

Prof. Dr. Klaus Goldhammer, Geschäftsführer Goldmedia

Der Artikel ist Teil des Goldmedia Trendmonitors 2017. Goldmedia gibt im Trendmonitor alljährlich in Form von Analysten-Kommentaren einen Ausblick auf relevante Trends in den Bereichen Medien, Internet und Telekommunikation des kommenden Jahres in Deutschland. www.Goldmedia.com

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