Vom TV zum Tablet und wieder zurück. Goldmedia-Gastbeitrag auf kress.de von Claus Sattler

Die Tage des klassischen Fernsehers als dummes Endgerät scheinen gezählt. Neue Fernseher gehen gleich ins Internet. Schon 2015 sollen in Deutschland rund 23 Mio. TV-Haushalte mit einem internetfähigen TV-Gerät zumindest ausgestattet sein, weltweit sogar 350 Mio.

Prof. Dr. Claus Sattler, Goldmedia Innovation GmbH
Prof. Dr. Claus Sattler, Goldmedia Innovation GmbH

Wohlgemerkt: Internetfähig bedeutet nicht unbedingt angeschlossen und angeschlossen beschreibt nicht zwingend die regelmäßige Nutzung. Aber dennoch hofft die Industrie, die langgehegte Konvergenz-Vision endlich zu realisieren.

Treiber sind die Gerätehersteller

Angeschoben wird das WWW-TV von Netzbetreibern (Telcos, Kabelnetz- und Internet-Dienstleister), von den Unterhaltungselektronik-Herstellern (Samsung, LG, Philips, Toshiba) und Web-Platzhirschen wie Google. Sie alle versuchen, sich als Gate-Keeper zu positionieren und Inhalte, Werbung, Dienste, Bandbreiten oder schlicht die Endgeräte zu verkaufen.

Aber auch die TV-Sender bleiben nicht untätig: Sie befürchten (zu Recht) eine Abwanderung ihrer Zuschauer in die Weiten des Internets. Die Sender treiben mit HbbTV eine Technologie voran, die als inhaltlich stark angereicherter Videotext mit modernisiertem Layout ebenfalls über das Internet daher kommt, um weiter im Rennen zu bleiben.

Das Ergebnis ist vorhersehbar: Streit im Wohnzimmer. Denn die Frage, was auf dem Fernsehbildschirm flimmert, wird durch steigende Nutzungs-Möglichkeiten nicht einfacher. Das Szenario 2015: Während Vater dem Fußball­spiel folgen will, interessiert sich die Tochter für die neuesten Stories um Bastian Schweinsteiger. Der Sohn möchte über Facebook mit seinen Freunden zum Spiel chatten und die Mutter im elektronischen Programmführer herausfinden, was sie sich nach dem Spiel endlich ansehen kann.

Multiscreen verbindet Tablet und Smartphone mit dem Fernseher

Die Lösung dieses Dilemmas heißt Multiscreen und liegt in einer neuen vernetzten Endgeräte-Vielfalt. Wenn jedes Familienmitglied über ein eigenes mobiles Endgerät verfügt, sei es ein Smartphone oder ein Tablet, ein Netbook oder eine Spielekonsole, können die verschiedenen Interessen über diese Multiscreen-Lösung zeitgleich bedient werden.

Eine erste Umsetzung der Multiscreen-Idee haben jüngst die US-Kabelnetzbetreiber Comcast und Time Warner zusammen mit Samsung auf der Messe für Unterhaltungselektronik CES in Las Vegas gezeigt: Der internetfähige Fernseher von Samsung verbindet sich dabei mit dem Tablet Galaxy des gleichen Herstellers.

Das Galaxy-Tablet kann die von Comcast angebotenen Programme abspielen. Es enthält zudem einen virtuellen Programmführer. Nach Aus­wahl eines Programms schaltet man vom Tablet den Kanal auf dem Fernseher um. Auch die Programmierung des digitalen Video­recorders ist vom Tablet aus möglich. Dadurch lässt sich ein Fernsehprogramm auf einem Gerät unterbrechen und auf einem anderen Gerät weiter anschauen. (Die Möglichkeiten für technikaffine Jugendliche, ihre Eltern zu ärgern, werden dabei wohl mannigfaltig sein.)

Personalisierte TV-Dienste als nächster Schritt

Während wir gerade erst dazu übergehen, Fernseheinhalte per Internet auf dem TV-Bildschirm zu goutieren, ist der nächste Schritt schon in Sichtweite: Personalisierte Dienste rund um das Fernsehen, miteinander verbunden, auf vielen mobilen Endgeräten und die Möglichkeit, diese Inhalte bei Bedarf auf den großen Fernsehbildschirm zu schalten. Oder anders gesagt: Der Fernseher bleibt den gemeinsamen Interessen der Familie erhalten, wo immer der Inhalt dann auch herkommt.

Die Nutzer scheinen dafür grundsätzlich bereit: Über die Hälfte der Fernsehzuschauer macht parallel zum Fernsehen oder zeitgleich ohnehin noch andere Dinge. Allerdings ist die parallele Computernutzung noch sehr gering: Ganze sechs Prozent surfen zeitgleich im Internet und schauen Fernsehen. So wird Multiscreen also noch etwas Zeit brauchen.

Prof. Dr. Claus Sattler, Geschäftsführer, Goldmedia Innovation GmbH

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