All posts by Promedia das medienpolitische Magazin

Im Kabel besteht nach wie vor keine Eile. Interview mit Thomas Braun, Präsident, ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e.V., promedia Juni 2012

Kabelfernsehen mit 48,6 Prozent Marktanteil Spitze beim TV-Empfang

„Im Kabel besteht nach wie vor keine Eile“

Interview mit Thomas Braun, Präsident, ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e.V.

Thomas Braun
Thomas Braun

Der Kabelanschluss ist auch 2012 mit mehr als 18 Millionen Fernsehhaushalten und einem Marktanteil von 48,6 Prozent der reichweitenstärkste Empfangsweg für Fernsehen. Auf Platz zwei folgt mit 47,4 Prozent der Satellitendirektempfang. Auch beim Internetanschluss gewinnen Kabelnetzunternehmen Marktanteile hinzu. So entschieden sich die 45 Prozent aller Breitbandneukunden 2011 für einen Kabelinternetanschluss. Die deutschen Kabelnetzbetreiber schaffen dank hoher Investitionen in ihre Netze Internetanschlüsse mit Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 100 MBit/s und mehr. Mit dem Ausbau des Datenübertragungsstandards DOCSIS 3.0 bis 2013 werden knapp zwei Drittel aller deutschen
Haushalte mit Hochgeschwindigkeitsinternet über das Breitbandkabel versorgt werden können.

promedia: Herr Braun, welche Auswirkungen hatte die Abschaltung des analogen Satellitensignals auf die Marktanteile der Kabelnetznutzung? Konnten Sie neue Kunden gewinnen?
Thomas Braun: Offizielle Marktzahlen, die nach der Abschaltung des analogen Satellitensignals am 30. April erhoben wurden, liegen uns noch nicht vor. Die Signale, die wir von unseren Mitgliedsunternehmen erhalten haben, deuten aber bezogen auf die Abschaltung eher auf gewisse Zugänge als auf Continue reading Im Kabel besteht nach wie vor keine Eile. Interview mit Thomas Braun, Präsident, ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e.V., promedia Juni 2012

Der Kinofilm ist die Lokomotive. Interview mit Eberhard Junkersdorf, Präsident der FFA und Vorsitzender des Verwaltungsrates, promedia Mai 2012

Digitale Vertriebsplattformen sollen einen höheren Beitrag zur Filmförderung leisten

„Der Kinofilm ist die Lokomotive“

Interview mit Eberhard Junkersdorf, Präsident der FFA und Vorsitzender des Verwaltungsrates

In einem promedia-Gespräch hat sich der langjährige Präsident der FFA und erfolgreiche Filmproduzent Eberhard Junkersdorf dafür ausgesprochen, dass die Förderung durch die Filmförderungsanstalt, die ausschließlich auf Geldern aus der Branche beruht, weiterhin vor allem dem Kinofilm zugutekommt. Junkersdorf erteilt damit Forderungen, sowohl crossmediale Projekte als auch Fernsehevents zu fördern, eine Absage. Zugleich setzt sich Junkersdorf dafür ein, dass Spielfilme, die mit FFA-Mitteln gefördert werden, ihre Erstaufführung im Kino erleben und erst nach einer Sperrfrist von sechs Monaten über Video-on-Demand-Portale angeboten werden dürfen.

Eberhard Junkersdorf
Eberhard Junkersdorf

promedia: Herr Junkersdorf, die Mediennutzung wandelt sich, immer mehr fiktionale Stoffe finden sich im Internet, Filme kommen über VoDPlattformen so auf den Bildschirm im Wohnzimmer. Wie weit soll die Novellierung des FFG diese Veränderungen widerspiegeln?
Eberhard Junkersdorf:
Gegen eine legale Nutzung im Internet, die insbesondere die gesetzliche Holdback Situation bei deutschen Spielfilmen respektiert, gibt es keine Bedenken. In dem neuen FFG sind gewisse Anpassungen vorgesehen.

promedia: Welche Anpassungen zum Beispiel?
Eberhard Junkersdorf:
Hier geht es um die Anpassung der Sperrfrist von VOD an DVD, das heißt, eine Reduzierung von neun Monaten auf sechs Monate. Allerdings besteht meines Erachtens ein großer Konsens, die bestehenden Sperrfristen für deutsche, geförderte Kinospielfilme einzuhalten.

promedia: Sollte also weiterhin jeder von der FFA geförderte Spielfilm zuerst im Kino starten müssen?
Eberhard Junkersdorf:
Ja, jeder FFA geförderter Spielfilm sollte zuerst im Kino gezeigt werden. Ich halte es jedoch für ratsam, für gewisse Filme zu einer Ausnahmeregelung zu kommen. Es macht keinen Sinn, einen Film, bei dem die Erfolgserwartungen sehr hoch gewesen sind, bei dem sich jedoch bei den Previews und Testvorführungen gezeigt hat, dass die Akzeptanz bei den Zuschauern gering ist, diesen Film mit den ursprünglich zugesagten hohen Kosten trotzdem noch starten zu müssen.

promedia: Das heißt, die FFA soll auch weiterhin ausschließlich Filme fördern, die für eine Auswertung im Kino gedacht sind?
Eberhard Junkersdorf:
Die Aufgabe der FFA wird weiterhin die Förderung von Kinofilmen sein. Der Kinofilm ist die Continue reading Der Kinofilm ist die Lokomotive. Interview mit Eberhard Junkersdorf, Präsident der FFA und Vorsitzender des Verwaltungsrates, promedia Mai 2012

Noch ist keine Trendwende in Sicht. Interview mit Dr. Florian Drücke, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Musikindustrie, promedia Mai 2012

Umsatzrückgang in der Musikindustrie gebremst

„Noch ist keine Trendwende in Sicht“

Interview mit Dr. Florian Drücke, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Musikindustrie

Der deutsche Musikmarkt hat sich im Jahr 2011 stabil entwickelt. Der Gesamtumsatz stieg um 0,1 Prozent auf insgesamt 1,67 Mrd. Euro an. Damit verteidigt Deutschland zugleich seine Position als drittstärkster Musikmarkt der Welt. Trotz eines leichten Rückgangs (-3,8 Prozent) blieben Tonträger im letzten Jahr mit einem Marktanteil von 83,4 Prozent Haupteinnahmequelle der heimischen Musikwirtschaft. Das stärkste Wachstum war bei den digitalen Musikverkäufen zu beobachten, die mit einem Umsatz von 247 Mio. Euro um 21,2 Prozent erneut zweistellig zulegen und damit die Rückgänge der physischen Musikverkäufe umsatzseitig nahezu kompensieren konnten.

Dr. Florian Drücke
Dr. Florian Drücke

promedia: Herr Drücke, die Musikwirtschaft erreichte 2011 ein leichtes Plus, Prognosen der GfK gehen davon aus, dass der Umsatz auch in den nächsten Jahren weiter steigen wird. Warum weigern Sie sich dennoch, von einer Trendwende zu sprechen?
Florian Drücke: Die stabile Marktentwicklung zeigt, dass sich die Investitionen der letzten Jahre beginnen auszuzahlen. Das kommt besonders in den mittlerweile 70 legalen Angeboten im deutschen Digitalmarkt zum Ausdruck. Dennoch sind wir von einer echten Trendwende immer noch weit entfernt, solange die legalen Musikangebote weiterhin mit den illegalen Umsonstangeboten im Netz konkurrieren müssen, auf die die Nutzer bekanntermaßen in hohem Maße zugreifen. Es bleibt insofern dringend erforderlich, bessere gesetzliche Rahmenbedingungen zur Durchsetzung von Rechten des geistigen Eigentums zu schaffen.

promedia: Die digitalen Musikverkäufe stiegen um 21 Prozent. Worauf führen Sie das zurück?
Florian Drücke: Wir haben einen seit vielen Jahren steigenden Digitalmarkt, der noch nicht an Dynamik verliert, weil sowohl neue Käuferschichten dem Markt zugeführt werden als auch die bereits bestehenden Kunden ihre Kaufintensität weiter steigern. Außerdem geben neue Angebote weitere Impulse in diesem noch jungen Markt, der großes Potential hat. Continue reading Noch ist keine Trendwende in Sicht. Interview mit Dr. Florian Drücke, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Musikindustrie, promedia Mai 2012

Ein Bedrohungspotenzial für die Meinungsbildung. Interview mit Martin Stadelmaier, Chef der Staatskanzlei von Rheinland-Pfalz, promedia Mai 2012

Die Novellierung des Medienkonzentrationsrechts verzögert sich weiter

„Ein Bedrohungspotenzial für die Meinungsbildung“

Interview mit Martin Stadelmaier, Chef der Staatskanzlei von Rheinland-Pfalz

In Deutschland existieren gegenwärtig etwa 5 Millionen internetfähige Fernsehgeräte. Die Zahl ist schnell steigend. Durch das Zusammentreffen der Web-TV-Angebote, neuer Video-on-Demand-Portale und der klassischen Fernsehkanäle auf dem Fernsehbildschirm verändern sich die Wettbewersbedingungen für die Fernsehanbieter und die Mediennutzung radikal. Der VPRT fordert deshalb eine neue Medienordnung, „die ein Level-Playing-Field und fairen Wettbewerb für alle Marktteilnehmer schafft.“ Themen, über die die Medienpolitiker der Länder gegenwärtig im Zusammenhang mit der Novellierung des Medienkonzentrationsrechts und der Plattformregulierung diskutieren. Der Chef der Staatskanzlei in Rheinland-Pfalz Martin Stadelmaier plädiert dafür, dabei „Suchmaschinenbetreiber in die Regeln zur Sicherung der Meinungsvielfalt grundsätzlich mit einzubeziehen und sie bei der Betrachtung der vor- und nachgelagerten Märkte im Hinblick auf eine verstärkende Wirkung für bestehende Meinungsmacht zu berücksichtigen.“

Martin Stadelmaier
Martin Stadelmaier

promedia: Herr Stadelmaier, die Ministerpräsidenten wollten ursprünglich in diesem Jahr über eine Novellierung des Medienkonzentrationsrechts entscheiden. Wie ist hier gegenwärtig der Stand der Dinge?
Martin Stadelmaier: Die von der Rundfunkkommission eingesetzte Arbeitsgruppe Medienkonzentration und regionale Vielfalt unter bayerischem Vorsitz hat sich im vergangenen Jahr auf einen gemeinsamen Vorschlag zur Neuordnung des Medienkonzentrationsrechts verständigt. Zwischenzeitlich wurde auf dieser Basis im Dialog mit den Betroffenen ein erster Regelungsvorschlag erarbeitet. Dieser konkrete Regelungsvorschlag sollte erstmals im März 2012 auf politischer Ebene diskutiert werden. Einige Länder sahen hierfür jedoch noch nicht die Zeit gekommen und plädierten stattdessen dafür, bei der KEK und der Wissenschaft eine weitere Untersuchung zu einem crossmedialen Ansatz in Auftrag zu geben, die im Herbst des laufenden Jahres fertig gestellt sein soll. Derzeit ist eine Arbeitsgruppe dieser Länder noch damit befasst, einen konkreten Arbeitsauftrag für dieses Gutachten zu formulieren. Über die genauen Hintergründe dieses Anliegens könnte ich an dieser Stelle nur spekulieren, da es aus meiner Sicht durchaus Sinn gemacht hätte, zunächst einmal die Continue reading Ein Bedrohungspotenzial für die Meinungsbildung. Interview mit Martin Stadelmaier, Chef der Staatskanzlei von Rheinland-Pfalz, promedia Mai 2012

Hier fehlt der Faktor Kultur. Interview mit Manuela Stehr, Filmproduzentin und -verleiherin und Präsidentin der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e.V. (SPIO), promedia Mai 2012

Die Filmwirtschaft muss mehr für ihr Image als Kulturträger leisten

„Hier fehlt der Faktor Kultur“

Interview mit Manuela Stehr, Filmproduzentin und -verleiherin und Präsidentin der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e.V. (SPIO)

Manuela Stehr, Filmproduzentin und -verleiherin (X-Filme und X-Verleih) ist neue Präsidentin der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e.V. (SPIO). „Die Filmwirtschaft steht im digitalen Medienzeitalter vor großen Herausforderungen. Der Schutz des geistigen Eigentums erfordert den Zusammenhalt aller in der Branche. Es muss auch in Zukunft möglich sein, von Kreativität leben zu können“, so Manuela Stehr. Die SPIO vertritt die Interessen der deutschen Film-, Fernseh- und Videowirtschaft. Sie ist der Dachverband von derzeit 16 Berufsverbänden, die insgesamt über 1100 Mitgliedsfirmen repräsentieren.

Manuela Stehr
Manuela Stehr

promedia: Frau Stehr, die Filmwirtschaft erwirtschaftet nach Zahlen aus dem Bundeswirtschaftsministerium jährlich einen Umsatz von circa acht Milliarden Euro. Ist diese Wirtschaftsleistung der Öffentlichkeit schon ausreichend bewusst?
Manuela Stehr: Meiner Ansicht nach überhaupt nicht. Natürlich freue ich mich, wenn ich so eine Zahl höre, aber ich denke, dass sie höher ist.

promedia: Warum?
Manuela Stehr: Weil es bisher keine umfassenden Erhebungen gegeben hat. Aktuell ist deshalb eine neue Studie der Produzentenallianz mit der Hamburg Media School in Arbeit. Ich habe selbst während meiner Zeit bei der Filmstiftung in NRW versucht, Daten für dieses Bundesland zu eruieren und bin schon daran gescheitert, dass die statistischen Landesämter zum Beispiel keine Freiberufler führen. Wir haben es im Filmbereich aber mit einer Branche zu tun, die nachhaltig durch freiberuflich Tätige bestritten wird. Hier sehe ich allerdings auch eine Aufgabe der SPIO, diese Zahlen zusammenzutragen. Ein anderes Thema jenseits der Zahlen ist für mich auch, welche verschiedenen Betätigungsfelder die Filmwirtschaft bietet. Ich habe viele Leute erlebt, die eine Elektrikerlehre abgeschlossen hatten, sich unglücklich gefühlt haben und heute gut bezahlte Beleuchter sind. Es gibt Leute, die toll mit Zahlen in der Buchhaltung umgehen können, sich aber über die Inhalte langweilten, und heute Continue reading Hier fehlt der Faktor Kultur. Interview mit Manuela Stehr, Filmproduzentin und -verleiherin und Präsidentin der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e.V. (SPIO), promedia Mai 2012

Die Sonderregulierung für Rundfunk ist überholt. Interview mit Conrad Albert, Vorstand ProSiebenSat.1, Legal, Distribution & Regulatory Affairs, promedia April 2012

ProSiebenSat.1 fordert faire Spielregeln für alle Anbieter digitaler Inhalte

„Die Sonderregulierung für Rundfunk ist überholt“

Interview mit Conrad Albert, Vorstand ProSiebenSat.1, Legal, Distribution & Regulatory Affairs

Conrad Albert, Vorstand ProSiebenSat.1, hat in einem promedia-Interview gefordert, bei allen Fragen der Medienregulierung und des Medienkonzentrationsrechtes die Anbieter digitaler Inhalte gleich zu behandeln und die Sonderregulierungen für Rundfunk zu beenden:  „‚Meinungsmacht TV‘ sollte etwa durch einen Faktor ‚Meinungswirkung online‘ relativiert werden. Deshalb setzen wir uns klar dafür ein, für alle Anbieter audio-visueller Inhalte gleiche Rahmenbedingungen zu schaffen“, so Albert. Seiner Meinung nach benötigen wir kein Medienkonzentrationsrecht für andere Gattungen. Vielmehr müsse als fragwürdig gelten, dass 2012 noch die gleiche Ausprägung der genannten Kriterien bei Rundfunk vorherrscht wie vor zwanzig Jahren. Kritisch zeigte sich der im Konzern für Regulierungsfragen zuständige Vorstand, gegenüber einem von der Politik favorisierten Anreizsystem. Nach der Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes zur Untersagung der Springer-ProSiebenSat1.-Fusion habe sich eine Änderung des bestehenden Medienkonzentrationsrechts erübrigt.

Conrad Albert
Conrad Albert

promedia: Herr Albert, die Ministerpräsidenten wollen in diesem Jahr über eine Novellierung des Medienkonzentrationsrechts entscheiden. Ist die Fernsehzentriertheit des Konzentrationsrechts grundsätzlich noch zeitgemäß?
Conrad Albert:
Tatsächlich messen wir in dieser wichtigen Frage mit zweierlei Maß, denn unser Medienkonzentrationsrecht ist erstens rundfunkzentriert und findet zweitens ausschließlich Anwendung auf deutsche Rundfunkveranstalter. Das heißt in der Konsequenz, dass die wichtigsten internationalen Player mit teilweise monopolistischen oder marktbeherrschenden Strukturen wie Google und Facebook nicht betroffen sind, es sei denn, sie wären als Investoren an deutschen Veranstaltern aktiv. Daran haben diese Unternehmen natürlich kein Interesse, da sie wissen, dass wir von medienrelevanten Größenordnungen mit wesentlichem Einfluss sprechen. In Deutschland etwa sind mittlerweile 20,2 Millionen Menschen bei Facebook aktiv, das entspricht knapp einem Viertel der Gesamtbevölkerung. Diese Entwicklung kann bei der Betrachtung der Marktstellung von Rundfunkveranstaltern nicht ausgeblendet werden. „Meinungsmacht TV“ sollte etwa durch einen Faktor „Meinungswirkung online“ relativiert werden. Deshalb setzen wir uns klar dafür ein, für alle Anbieter audio-visueller Inhalte gleiche Rahmenbedingungen zu schaffen.

promedia: Das heißt, dass heute von Online-Plattformen und Suchmaschinen eine ebenso große Gefahr für die Meinungsbildung ausgeht wie von klassischen TV-Sendern?
Conrad Albert:
Gefahr ist ein viel zu großes Wort! Die ProSiebenSat.1 Media AG hat mit ihren starken TV- und Internet-Marken Deutschlands die Pole Position inne und profitiert von den vielen strategischen Vorteilen einer digitalisierten Medienlandschaft. Continue reading Die Sonderregulierung für Rundfunk ist überholt. Interview mit Conrad Albert, Vorstand ProSiebenSat.1, Legal, Distribution & Regulatory Affairs, promedia April 2012

Die Deutsche Telekom ist nicht neutral. Interview mit Prof. Dr. Bernd Holznagel, Direktor des Instituts für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht (ITM) der Universität Münster, promedia April 2012

Die KEK muss jeden Erwerb von Fußball-Bundesligarechten durch die Deutsche Telekom prüfen

„Die Deutsche Telekom ist nicht neutral“

Interview mit Prof. Dr. Bernd Holznagel, Direktor des Instituts für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht (ITM) der Universität Münster

Nach verschiedenen Zeitungsberichten will die Deutsche Telekom alle Live-Rechte an der Fußball-Bundesliga ersteigern. Bis zum 2. April müssen alle Interessenten an den Übertragungsrechten der Fußball-Bundesliga ihre Gebote bei der Deutschen Fußball Liga abgegeben haben. Danach entscheidet die DFL, wer ab 2013 vier Jahre lang die Spiele übertragen darf. Sollte die Telekom, die bislang nur die Rechte am IPTV hält, die Fernsehrechte der Bundesliga ersteigern, könnte es  zu Klagen kommen, unter anderem von Sky. Bei einem langen Rechtsstreit wäre die Bundesliga der Verlierer.

Prof. Dr. Bernd Holznagel
Prof. Dr. Bernd Holznagel

promedia: Herr Holznagel, die Deutsche Telekom bietet um die Übertragungsrechte für die Fußballbundesliga ab 2013 mit. Inwieweit passt das in die Plattformstrategie der Telekom?
Bernd Holznagel:
Die Deutsche Telekom sieht sich zunehmend unter Druck durch die Kabelnetzbetreiber (KDG, Liberty), die ihren Kunden über das Breitbandkabel attraktive Triple Play Angebot machen (Fernsehen, Telefon und schnelles Internet aus einer Hand). Um dem zu begegnen, will sie ihr eigenes Telefon- und Internetangebot über DSL um Fernsehinhalte ergänzen. Wenn sie deshalb jetzt die Pay-TV-Rechte an der Bundesliga erwirbt, hat die DT möglicherweise wenige Interesse, diese Rechte auch über Kabel verfügbar zu machen, um so nicht indirekt wieder die Kabelnetzbetreiber zu stärken. Die Vergaberegeln der Deutschen Fußball Liga (DFL) würden es ihr auch erlauben, die Bundesliga nur über IPTV und Satellit zu verbreiten und das Kabel “brach” liegen zu lassen.

promedia: Die Telekom erreicht mit „Liga Total“ über IPTV nur 150.000 Abonnenten. Für die drei Rechtepakete erwartet die DFL mindestens 1,5 Mrd. Euro. Ist das durch die Telekom überhaupt zu refinanzieren?
Bernd Holznagel:
Die Deutsche Telekom ist als Ex-Staats-Monopolist im Geschäft mit Internetzugängen und Telefonanschlüssen Continue reading Die Deutsche Telekom ist nicht neutral. Interview mit Prof. Dr. Bernd Holznagel, Direktor des Instituts für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht (ITM) der Universität Münster, promedia April 2012

Es wäre besser, nur einen weiteren Kanal zu profilieren. Interview mit Dagmar Reim, Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg, rbb, promedia April 2012

rbb-Intendatin plädiert für die Einstellung eines ARD-Digitalkanals

„Es wäre besser, nur einen weiteren Kanal zu profilieren“

Interview mit Dagmar Reim, Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg, rbb

In einem promedia-Gespräch hat sich die Intendantin des rbb, Dagmar Reim für eine realistische Position der ARD ausgesprochen. So fordert sie aus finanziellen Gründen auf einen Digitalkanal zu verzichten und ohne Jugendwahn an einer Verjüngung des Programms zu arbeiten. Dabei müssten die Dritten müssen die Innovationsmotoren sein. Einen Weg sieht die rbb-Intendanten in multimedialen Angeboten, hier sei der rbb dabei, vielfältige Erfahrungen zu sammeln. Auch bei der kontinuierlichen Reform des rbb-Fernsehens sollen verstärkt trimediale Formate zum Einsatz kommen.

Dagmar Reim
Dagmar Reim

promedia: Frau Reim, die ARD hat gegenwärtig mehrere Baustellen. Welche sind die wichtigsten Entscheidungen, die die Intendanten in der nächsten Zeit treffen müssen?
Dagmar Reim: Die erste Entscheidung ist schon getroffen: Wir schärfen das Informationsprofil des Ersten weiter. Montag bis Donnerstag starten die Tagesthemen bereits zur gleichen Zeit, es gibt schon mehr Brennpunkte zu politischen und aktuellen Themen – das muss weitergehen. Zweitens: Wir sollten möglichst bald festschreiben, was wir mit unseren Digitalkanälen wollen, dort agieren statt zu reagieren. Drittens: Wir müssen stetig an der Verjüngung unseres Programms arbeiten. Kein Jugendwahn, sondern die dezente Verjüngung U60.

promedia: Darüber wird seit 1 ½ Jahren diskutiert, mit verschiedenen Varianten, mal über einen Jugendkanal, mal ausgebaute Onlineangebote, mal über neue Formate aus den Labs. Warum ist es so schwer, sich auf einen Weg zu verständigen?
Dagmar Reim: Es gibt für ein solches komplexes Problem nicht nur einen Weg, sondern ungefähr 1000. Wir dürfen bei allen Diskussionen nicht unseren Hauptauftrag vergessen, das Erste Deutsche Fernsehen. Dort müssen wir geschickt Anknüpfungspunkte für ein jüngeres Publikum schaffen.

promedia: Das bedeutet doch aber auch, mehr Mut zu zeigen und Formate, die in den Dritten gezeigt werden, auch ins Erste zu nehmen… Continue reading Es wäre besser, nur einen weiteren Kanal zu profilieren. Interview mit Dagmar Reim, Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg, rbb, promedia April 2012