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Unser Urheberrecht ist veraltet und fehlerhaft. Interview mit Sebastian Nerz, Vorsitzender der Piratenpartei, promedia April 2012

Piratenpartei hält Online-Piraterie für unproblematisch

„Unser Urheberrecht ist veraltet und fehlerhaft“

Interview mit Sebastian Nerz, Vorsitzender der Piratenpartei

In einem promedia-Interview, bei dem die Fragen schriftlich beantwortet worden sind, legt Sebastian Nerz, Vorsitzender der Piratenpartei ausführlich die Position seiner Partei zu Fragen des Urheberrechtsschutzes im Internet dar. Kern dieser Überlegungen sind die Forderungen nach einem „Recht auf Privatkopie und eine Befreiung der Bildung von Vergütungsansprüchen.“ Dabei erweckt Nerz den Eindruck, das Recht auf Privatkopie sei abgeschafft worden, was aber nicht stimmt. Auch die in dem Interview genannten Beispiele für die Entwicklung des „Kulturgütermarktes“ entsprechen weder bei nicht den Tatsachen. Besonders pikant, dass Sebastian Nerz das illegale Streamen von Spielfilmen  als „nicht-kommerziellen Verbreitung“ bezeichnet.

Sebastian Nerz
Sebastian Nerz

promedia: Herr Nerz, die Piratenpartei lehnt das vorliegende ACTA-Abkommen ab. Warum?
Sebastian Nerz: Eines der grundlegenden Probleme bei ACTA ist, dass es im geheimen  verhandelt wurde. Bei den Verhandlungen wurden einerseits die  nationalen und supranationalen Parlamente außer Acht gelassen und andererseits nur Vertreter der großen Medienverwertungsgesellschaften zugelassen. Damit werden bspw. die Interessen von Künstlern und Konsumenten nicht beachtet, die erforderliche breite gesellschaftliche Debatte wird nicht geführt. Gleichzeitig ist das Abkommen schwammig und unsauber formuliert, es erzeugt Rechtsunsicherheit und erzeugt Missbrauchsmöglichkeiten. Dazu schreibt es ein fehlerhaftes Urheberrecht fest. Nicht zuletzt bringt das ACTA-Abkommen humanitäre Probleme mit sich. Durch Bestimmungen zum Patent- und Markenrecht wird die Welthunger-Problematik verschärft und Entwicklungsländern der Zugang zu
lebensrettender Medizin erheblich erschwert.

promedia: In der aktuellen Version ist keine Rede mehr von Netzsperren, Überwachung des Datenverkehrs und gar einem Internetverbot für Nutzer. Woraus resultiert Ihre Sorge?
Sebastian Nerz: Es bietet Missbrauchsmöglichkeiten. Auch sind Erweiterungen nicht ausgeschlossen – die beteiligten Unternehmen haben bereits sehr deutlich gemacht, dass sie ein großes Interesse daran hätten, Netzsperren wieder aufzunehmen. Unter der Überschrift „Kapitel II, Rechtsrahmen für die Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums“ führt ACTA in § 8 Abs. 1 aus: „Jede Continue reading Unser Urheberrecht ist veraltet und fehlerhaft. Interview mit Sebastian Nerz, Vorsitzender der Piratenpartei, promedia April 2012

Video-on-Demand ist ein wichtiger Wachstumsmarkt. Interview mit Christoph Bellmer, Head of New TV der ProSiebenSat.1 Group, Geschäftsführer von maxdome, promedia April 2012

Dynamische Entwicklung der maxdome-Zugriffszahlen über hybride TV-Geräte

„Video-on-Demand ist ein wichtiger Wachstumsmarkt“

Interview mit Christoph Bellmer, Head of New TV der ProSiebenSat.1 Group, Geschäftsführer von maxdome

Die ProSiebenSat.1 Group hat Ende März für maxdome einen langfristigen Video-on-Demand-Rechtevertrag mit Universum Film abgeschlossen. Damit sichert sich die Fernsehgruppe ein umfassendes Spielfilmpaket für Deutschlands größte Online-Videothek maxdome. Die Vereinbarung beinhaltet zahlreiche Neuerscheinungen und Titel aus dem breiten Filmarchiv von Universum Film wie zum Beispiel die Kino-Highlights „King’s Speech“ und „Unsere Ozeane“. maxdome hat sich auch bei weiteren großen Hollywood-Studios sowie zahlreichen wichtigen Produzenten und Filmvertrieben Video-on-Demand-Pakete gesichert. Deutschlands größte Online-Videothek maxdome ist ein Unternehmen der ProSiebenSat.1 Group und bietet eine Vielzahl an Spielfilmen, Serien, Comedy, Sport, Musik und Cartoons – insgesamt über 45.000 Titel bestes Entertainment. Der Abruf der Videos ist bei maxdome sowohl einzeln, im Leihmodell, mit Kaufoption als auch im Abonnement möglich. Dabei kann das Angebot wie bei einer DVD beliebig oft genutzt werden.

Christoph Bellmer
Christoph Bellmer

promedia: Herr Bellmer, Sie haben jüngst Vereinbarungen mit weiteren TV-Geräteherstellern abgeschlossen, um das Angebote von maxdome auf den Geräten zu implementieren. Welche Effekte versprechen sie sich davon?
Christoph Bellmer:
In erster Linie wollen wir den Markt weiterentwickeln, neue Kunden für unser Angebot gewinnen und den Konsumenten einen komfortableren Zugriff auf maxdome ermöglichen. Die Zugriffe auf unser Angebot über hybride Endgeräte steigen signifikant. Der Launch von maxdome auf den neuen TV-Geräten wird diese Dynamik zusätzlich beschleunigen. Inzwischen sind wir bereits auf über drei Millionen Geräten integriert und die Kunden schätzen den Mehrwert, vom Sofa aus auf über 45.000 Inhalte – viele bereits in HD– zeitflexibel zuzugreifen. Gemeinsam mit den Geräteherstellern gehen wir in die vernetzte Zukunft der Medienwelt.

promedia: Die Zahl der HbbTV-Geräte steigt kontinuierlich. Gelingt maxdome als Paid-Content-Anbieter mit dieser neuen Technologie der Durchbruch beim Kunden?
Christoph Bellmer:
Auch diese Entwicklung wird dazu beitragen, neue Kunden an unsere Angebot heranzuführen. Denn maxdome wird künftig auch über den Red Button, also per HbbTV, erreichbar sein. Damit können wir erstmals aus dem laufenden Programm direkt die maxdome-Welt empfehlen und es damit dem Zuschauer möglichst Continue reading Video-on-Demand ist ein wichtiger Wachstumsmarkt. Interview mit Christoph Bellmer, Head of New TV der ProSiebenSat.1 Group, Geschäftsführer von maxdome, promedia April 2012

Unsere Rundfunkordnung wird so schnell nicht einstürzen. Interview mit Dr. Hans Hege, Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB), promedia April 2012

 Medienregulierung: TV-Sender sollten nur noch in Ausnahmefällen lizenziert werden

„Unsere Rundfunkordnung wird so schnell nicht einstürzen“

Interview mit Hans Hege, Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB)

Der mögliche Einfluss neuer Plattformen, die sowohl Web-TV-Inhalte als auch klassische TV-Inhalte auf den Fernseher und mobile Geräte bringen können, auf die Medienvielfalt, das Nutzerverhalten und die Refinanzierung von TV-Inhalten beschäftigt gegenwärtig Politiker, Landesmedienanstalten und Medienwissenschaftler. Dr. Hans Hege, Beauftragter für Plattformregulierung der Kommission für Zulassung und Aufsicht der Medienanstalten (ZAK), beurteilt die Vernetzung von TV und Internet sowie den neuen Plattformen positiv: mehr Angebote und erweiterte Nutzungsmöglichkeiten würden die Position des Verbrauchers verbessern. Es ginge um einen Wettbewerb um die besten Lösungen. Aufgabe der Medienanstalten sei es, für faire Spielregeln zu sorgen und zu verhindern, dass dominante Akteure ihre Marktposition zu Lasten Dritter ausnutzen.

Dr. Hans Hege
Dr. Hans Hege

promedia: Herr Hege, bringt HbbTV unsere schöne, fast 90-jährige Rundfunkordnung zum Einsturz?
Hans Hege: Es ist einer der Veränderungsprozesse, die durch das Internet und die digitale Entwicklung ausgelöst sind. Aber einstürzen wird die Rundfunkordnung so schnell nicht. Ich denke, auch in den nächsten Jahren wird der Hauptteil des Fernsehkonsums und der durchschnittlichen Fernsehzeit eines Deutschen über lineares Fernsehen genutzt werden. Aber durch die neuen Geräte wird der Anteil des Fernsehens und der professionellen Videoinhalte, die über das Internet übertragen werden, deutlich steigen. Das Internet gewinnt auch an Bedeutung für die Navigation.

promedia: Warum vereinfacht man dann nicht die Lizenzierung und die Zulassung insofern, dass man Programme nur anmelden muss, wie man es jetzt bei Zeitungen macht, also mit der Lizenzierung aufhört?
Hans Hege:
Das ist eine Entscheidung des Gesetzgebers. Wir sind nicht gezwungen, Rundfunklizenzen zu vergeben, nur der Rundfunkstaatsvertrag sieht das bisher vor. Er baut auf einer Abgrenzung auf,  – die ist eher in Brüssel erfunden worden –, nämlich der Trennung zwischen linearen Programmen, bei denen der Veranstalter den Zeitablauf festlegt, und den On-Demand-Angeboten, die aus dem Internet individuell abgerufen werden. Ich halte diese Trennung in dieser allgemeinen Form nicht mehr für relevant unter dem Gesichtspunkt des Einflusses auf die Meinungsbildung. Es gibt Sender wie RTL, ProSieben oder Sat.1, die nach wie vor eine herausragende Rolle haben. Es gibt aber auch die Bild-Zeitung mit vergleichbaren Einfluss, es gibt Bild.de oder Spiegel Online, die Continue reading Unsere Rundfunkordnung wird so schnell nicht einstürzen. Interview mit Dr. Hans Hege, Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB), promedia April 2012

Beim Datenschutz ist Europa auf dem richtigen Weg. Interview mit Dr. Jürgen Brautmeier, Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, promedia März 2012

Es gibt keine flächendeckenden Produktplatzierungen im deutschen Fernsehen

„Beim Datenschutz ist Europa auf dem richtigen Weg“

Interview mit Dr. Jürgen Brautmeier, Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen

Dr. Jürgen Brautmeier gehört zu den Gründern der Europäischen Plattform der Regulierungsbehörden (EPRA), deren stellvertretender Vorsitzender er gegenwärtig ist. Seit Januar 2012 fungiert er für die Landesmedienanstalten als Europabeauftragter. Fragen an Jürgen Brautmaier zu aktuellen medienpolitischen Themen, die gegenwärtig in der EU diskutiert werden. Dabei  zieht er eine Bilanz zu zwei Jahren Produktplatzierung, die auf eine Verordnung der EU zurück geht. Sein Fazit: „Die privaten Veranstalter haben die rechtlichen Bestimmungen zur Produktplatzierung in Fernsehsendungen eingehalten.“

Dr. Jürgen Brautmeier
Dr. Jürgen Brautmeier

promedia: Herr Brautmeier, in der EU werden gegenwärtig mehrere Themen diskutiert und entschieden, die wesentlichen Einfluss auf unsere Medienordnung haben. Welche halten Sie für besonders relevant?
Jürgen Brautmeier: Dies kann ich nur stichwortartig beantworten. Im Audiovisuellen Medienbereich ist es das Thema Connected TV, das im Jahr 2012 für mich ganz oben auf der Agenda steht.  Bei Vermischung von herkömmlichem Rundfunk und Internetangeboten über ein und dasselbe Gerät, nämlich den TV-Monitor, ist das Problem, dass der Rundfunk wesentlich stärker reguliert ist. Für den Zuschauer bzw. Nutzer macht das wenig Sinn, also muss ich doch nach neuen Regeln suchen, die Schieflagen verhindern und den Belangen der Inhalteanbieter beider Bereiche gerecht werden.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die EU-Frequenzpolitik, Stichwort: Radio Spectrum Policy. Die EU treibt ein starkes ökonomisches Interesse an. Die Landesmedienanstalten müssen aber darauf achten, dass die Interessen des Rundfunks und damit die kulturellen Interessen nicht außen vor bleiben.
Enorm wichtig ist die von Kommissarin Reding geplante neue Datenschutzverordnung. Hier geht es um entscheidende Weichenstellungen im Zusammenhang mit der Hoheit jedes einzelnen über seine eigenen Daten und um die Frage, ob  unsere deutschen und europäischen Vorstellungen gegenüber amerikanischen Datenkraken wie Facebook oder Google durchgesetzt werden können.
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Die unbemerkte Revolution, von Erwin Linnenbach, Sprecher der Geschäftsführung von Regiocast, promedia März 2012

Mit DAB+ wurden erstmals Lizenzen für private bundesweite Radios vergeben

Die unbemerkte Revolution

Von Erwin Linnenbach, Sprecher der Geschäftsführung von REGIOCAST

Über den Start von DAB+ im vergangenen Jahr ist ungeheuer viel berichtet worden. Natürlich über die neuen Programme auf dem nationalen Multiplex:  ENERGY, RADIO BOB!, Kiss und Absolut Radio. Meistens jedoch – in aller Unbescheidenheit – über unser Fußballradio 90elf. Aber natürlich war auch das Scheitern von DAB-alt in allen möglichen Varianten Thema: Die Geburtsfehler der Technologie und die Schwierigkeiten bei der Implementierung wurden in aller Ausführlichkeit erneut diskutiert, von allen Seiten betrachtet und es wurden Schlüsse jeder Art über die Zukunftschancen des Neuanlaufs gezogen. Kann nicht klappen, kein Geschäftsmodell, keine Geräte, keine Nutzerzahlen, kein Mehrwert. Diesmal wird es funktionieren, die Geburtsfehler sind überwunden, Geräte in allen Preisklassen verfügbar, neue Programme sorgen für Attraktivität bei Hörern und Werbekunden. Die Meinungen könnten konträrer nicht sein.

Erwin Linnenbach
Erwin Linnenbach

Eigentlich hieße es jetzt: Abwarten. Denn trotz der Vielzahl der Ansichten und Positionen zu DAB+ kann weiterhin niemand in die Zukunft sehen und mit Gewissheit sagen, welchen Weg die Entwicklung dieser Technologie nehmen wird. Ob sie, wie die Befürworter meinen, eine wichtige Distributionslücke bis zur ubiquitären Verfügbarkeit IP-basierter Audioangebote schließt oder ob sie, wie die Kritiker annehmen, eine Totgeburt aus dem medienpolitischen Giftschrank des digitalisierungsfernen 20. Jahrhunderts ist.

Dabei ist es selbstverständlich, dass insbesondere diejenigen Unternehmen, die sich beim Start des Digitalradios über DAB+ engagiert haben, intensiv daran arbeiten, die digitale Terrestrik zu einem Erfolg zu machen – wie immer man diesen definieren mag. Das soll hier auch gar nicht erneut diskutiert werden. Viel interessanter ist, dass  bereits vor der ersten Hörerzahl und vor dem ersten Euro, der mit einem Werbespot bei RADIO BOB! oder Absolut Radio über DAB+ verdient wurde, und lange, bevor das Netz deutschlandweit ausgebaut und die Gerätedurchdringung so hoch ist, dass ein umfassendes Bild der Hörerschaft für die Werbewirtschaft gezeichnet werden kann, DAB+ etwas geschafft hat, was bisher selbst die wohlmeinendsten Beobachter der deutschen Radiostruktur kaum für möglich gehalten haben. Continue reading Die unbemerkte Revolution, von Erwin Linnenbach, Sprecher der Geschäftsführung von Regiocast, promedia März 2012

Die EU muss auch das Rundfunkrecht im Blick haben, von Petra Kammerevert (SPD), Mitglied des Europaparlaments, Mitglied des Kultur- und Medienausschusses, promedia März 2012

Zum EU Grünbuch über den Online-Vertrieb von audiovisuellen Werken

Die EU muss auch das Rundfunkrecht im Blick haben

Von Petra Kammerevert (SPD), Mitglied des Europaparlaments, Mitglied des Kultur- und Medienausschusses

Bereits im Juli 2011 legte die Kommission ein “Grünbuch über den Online-Vertrieb von audiovisuellen Werken” vor. Es stellt die Diskussionsgrundlage für die Frage dar, inwieweit auf europäischer Ebene die Rechtssetzung verändert werden muss, damit einerseits mehr audiovisuelle Werke für den online-Vertrieb generiert werden und sie andererseits besser ihren Weg zu Interessenten finden. Bis Mitte November 2011 war die Öffentlichkeit im Rahmen einer EU-weiten Konsultation aufgefordert, zum Grünbuch Stellung zu nehmen und eigene Vorschläge zu unterbreiten. Jetzt wird im Europäischen Parlament über die Vorschläge aus dem Grünbuch debattiert.

Petra Kammerevert
Petra Kammerevert

Im Grünbuch werden erneut viele urheberrechtliche Probleme, die für eine online-Verbreitung audiovisueller Inhalte hinderlich sein könnten, erörtert. Es ist richtig und wichtig, diese Fragen zu klären, aber wir dürfen nicht nur ihnen allein Aufmerksamkeit schenken, sondern müssen den Fokus der Betrachtung erweitern. Es fehlt an einem umfassenden Ansatz, in dem auch rundfunkrechtliche Aspekte angemessen behandelt werden. Alte Fragen stellen sich dabei neu und dringlicher als bisher: Mit dem Hybrid-TV erleben wir eine neue und sicherlich nicht die letzte Stufe der Medienkonvergenz. Die Herkunft eines auf dem Bildschirm präsentierten Inhalts wird für den Zuschauer nicht mehr eindeutig als das Angebot eines Rundfunkanbieters oder eines Internetunternehmens identifizierbar sein. Ist das Gerät also eher ein PC oder eher ein Fernseher? Ist es überhaupt noch sinnvoll, zur Abgrenzung technische Anknüpfungspunkte heranzuziehen? Ist die unterschiedliche Regulierung linearer und nicht-linearer Dienste nicht spätestens jetzt überholt? Ist möglicherweise gar der gesamte Rundfunkbegriff untauglich geworden? Die bisherige Abgrenzung, dass beim linearen Angebot der Anbieter den Ausstrahlungszeitpunkt und beim nicht-linearen Angebot der Nutzer den Übertragungszeitpunkt durch seinen Abruf bestimmt, mutet im Zusammenhang mit der Generation Hybrid-TV geradezu realitätsfern an. Sollte man stattdessen künftig auf den potenziellen Einfluss eines Angebots auf die Meinungsbildung abstellen und wie lässt sich das wirklich objektiv messen? In Deutschland stellt sich diese Frage noch verschärfter: Kann unter diesen Bedingungen der seinerzeit gefundene Beihilfekompromiss, der in Deutschland zum 3-Stufen-Test führte, noch aufrechterhalten werden? Wird nicht spätestens jetzt offenkundig, dass Verweildauerkonzepte und Beschränkungen für den Onlineabruf von Fernsehinhalten dem Charakter des Continue reading Die EU muss auch das Rundfunkrecht im Blick haben, von Petra Kammerevert (SPD), Mitglied des Europaparlaments, Mitglied des Kultur- und Medienausschusses, promedia März 2012

Das Kino ist erfolgreich, wenn Qualität und Vielfalt stimmen. Interview mit Peter Dinges, Vorstand der Filmförderungsanstalt FFA, promedia März 2012

Anzahl der Kinosäle und Kinostandort ist rückläufig

„Das Kino ist erfolgreich, wenn Qualität und Vielfalt stimmen“

Interview mit Peter Dinges, Vorstand der Filmförderungsanstalt (FFA)

Der deutsche Film hat dafür gesorgt, dass der Kinomarkt im Jahr 2011 wieder zugelegt – und zugleich ein kräftiges Umsatzplus erzielt hat: 27,9 Mio. Besucher haben im letzten Jahr im Kino einen deutschen Film gesehen, 7,0 Mio. mehr als 2010. Gleichzeitig ging der Anteil US-amerikanischer Produktionen um 5,1 Mio. auf 77,2 Mio. Besucher zurück. Insgesamt sahen im letzten Jahr 129,6 Mio. Besucher einen Film im Kino, 2,3% mehr als 2010 (126,6 Mio.), das ist das zweitbeste Ergebnis der letzten 5 Jahre.

Peter Dinges
Peter Dinges

promedia: Herr Dinges, 2011 verzeichneten die Kinos ein Besucherplus und auch der Marktanteil  deutscher Filme vergrößerte sich. 2010 waren die Ergebnisse nicht so gut. Woraus resultieren diese Verbesserungen?
Peter Dinges:
Das Kino ist immer dann erfolgreich, wenn die Qualität und Vielfalt des Filmangebots stimmt. Im letzten Jahr haben wir wieder erlebt, dass viele gute, aufwendig produzierte Filme mit hohen Budgets im Kino waren, mehr als im Jahr davor, und die haben dann folgerichtig für eine Verbesserung des Ergebnisses gesorgt. Außerdem, und das ist aus unserer Sicht hoch erfreulich, ist es gleich acht deutschen Filmen gelungen, mehr als eine Million Besucher in die Kinos zu ziehen, immerhin drei mehr als im Jahr davor. Allen voran Til Schweiger mit „Kokowääh“, für den allein 4,3 Mio. Menschen Eintritt gezahlt haben, der damit zu den drei erfolgreichsten Filmen des Jahres zählt. Wir können es auch so formulieren: Die guten Kinobesucherzahlen sind vor allem der Zunahme der absoluten Besucherzahlen von deutschen Filmen um gleich sieben Millionen Ticketverkäufe zu verdanken. Continue reading Das Kino ist erfolgreich, wenn Qualität und Vielfalt stimmen. Interview mit Peter Dinges, Vorstand der Filmförderungsanstalt FFA, promedia März 2012

Das Netz braucht klare Regeln. Interview mit Bernd Dopp, Chairman & CEO Warner Music Central & Eastern Europe, promedia März 2012

Umsatz mit digitaler Musik in Deutschland stieg 2011 um fast 30 Prozent

„Das Netz braucht klare Regeln“

Interview mit Bernd Dopp, Chairman & CEO Warner Music Central & Eastern Europe

Der weltweite Umsatz mit digitaler Musik stieg 2011 um acht Prozent auf 5,2 Milliarden US-Dollar. Damit konnte der Anteil des Umsatzes von digitaler Musik am Gesamtumsatz auf 32 Prozent gesteigert werden. Auch in Deutschland verzeichnet der Digitalmarkt derzeit starke Wachstumsimpulse: So stiegen allein die Download-Umsätze im letzten Jahr um 28,8 Prozent an. Nach aktuellen Schätzungen des BVMI liegt der Anteil des Digitalmarkts in Deutschland bei etwa 17 Prozent. Trotz der positiven Impulse stellt die Online-Piraterie nach wie vor die größte Hürde für nachhaltiges Wachstum für Musik im Internet dar. Laut einer aktuellen Studie (IFPI/Nielsen) greift weltweit jeder vierte Internetnutzer regelmäßig auf unlizenzierte Dienste zu.

Bernd Dopp
Bernd Dopp

promedia: Herr Dopp, 54 Prozent der Deutschen haben zu Weihnachten 2011 Musik verschenkt. In wie weit konnte Warner Music von dieser Musik-Weihnachtswelle profitieren?
Bernd Dopp:
Wir sind mit dem Ergebnis des ersten Quartals unseres Geschäftsjahres, dass am 1. Oktober begann, dank der Erfolge von Udo Lindenberg, Michael Bublé, Roger Cicero und diverser anderer Künstler unseres Hauses, sehr zufrieden. Damit haben wir eine wichtige Grundlage für den Erfolg des Gesamtjahres geschaffen.

promedia: Wie schätzen Sie die gegenwärtige Entwicklung der deutschen Musikwirtschaft ein?
Bernd Dopp:
Der vom Bundesverband der Musikindustrie und media control gerade veröffentlichte Trendreport 2011 weist aus, dass sich nach vorläufigen Angaben der Branchenumsatz, der mit physischen Tonträgern und Downloads in 2011 erwirtschaftet wurde, auf dem Niveau des Vorjahres bewegt. Seit 1997 gibt es erstmalig keinen Umsatzrückgang. Der Markt ist also stabil und das ist natürlich eine sehr gute Nachricht für die gesamte Branche. Vor dem Hintergrund des im letzten Jahr erzielten digitalen Umsatzwachstums von mehr als 28Prozent ist festzustellen, dass die Musikwirtschaft in Deutschland ihre Hausaufgaben gemacht hat. Die von vielen Medien immer wieder totgesagte CD macht immer noch mehr als 74 Prozent des Umsatzes unserer Branche aus und wird noch lange im Markt existieren. Continue reading Das Netz braucht klare Regeln. Interview mit Bernd Dopp, Chairman & CEO Warner Music Central & Eastern Europe, promedia März 2012