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Goldmedia-Kolumne: Boomender Datenverkehr im Mobilfunk – Das Ende der Minutenpreise?

Der mobile Datenabruf weltweit übertraf im März 2010 erstmals den Datenverkehr der Sprachtelefonie. Allein in Deutschland hat sich das transportierte Datenvolumen in Mobilfunknetzen im Zeitraum 2007 bis 2009 von 3,5 Millionen Gigabyte auf 33,5 Millionen Gigabyte erhöht und damit nahezu verzehnfacht. Goldmedia erwartet, dass der Datenverkehr auch in den kommenden Jahren rasant zunehmen wird. Der Preisverfall bei mobilen Endgeräten wie Smartphones, Netbooks und Tablets sowie die immer günstigeren Datenservices fördern diesen Prozess nachhaltig.

Thomas Schuster
Thomas Schuster, Goldmedia GmbH

Die weitere Entwicklung des mobilen Internets in Deutschland hängt maßgeblich von der aktuellen Frequenzversteigerung der Bundesnetzagentur ab. So kommen die bisher ungenutzten UMTS-Frequenzen und die freigewordenen Frequenzen der sogenannten „Digitalen Dividende“ unter den Hammer – jenes Frequenzspektrum, mit dem  der Ausbau der Mobilfunknetze der vierten Generation LTE (Long Term Evolution) möglich wird. Die vier mitbietenden Mobilfunkanbieter wollen sich mit der LTE-Leistung von 100 Mbit/s pro Funkzelle für den zukünftigen Datenansturm rüsten. Eine weitere Ausbaustufe namens LTE advanced soll später sogar bis zu 1 Gbit/s ermöglichen.

Die Versteigerung wirft allerdings auch Fragen auf: Zunächst ist da die berechtigte Skepsis, ob es unmittelbar nach der Frequenzversteigerung den rapiden Ausbau der LTE-Netze überhaupt geben wird. Versprochen ist dies zwar von den Mobilfunk-Providern, doch neben den hohen Kosten für den Erwerb der Frequenzen wären erhebliche Investitionen für den Ausbau der Netze erforderlich. Angesichts sinkender Umsätze aus Sprachtelefonie und den derzeit erst langsam zunehmenden Erlösen aus dem Datengeschäft dürfte die Finanzierung eine ziemliche Herausforderung sein. Neben der ökonomischen stellt sich aber auch eine andere Frage – nämlich die, ob der Hoffnungsträger LTE dem rasant wachsenden Datenansturm überhaupt gerecht werden kann. Die Penetration von Endgeräten wie etwa das iPhone ist derzeit noch vergleichsweise gering, dennoch ist schon jetzt das Datenvolumen enorm angewachsen. Erst 15 Prozent der deutschen Bevölkerung besitzt heute ein Smartphone. Wenn diese Zahl in den kommenden Jahren stark ansteigen wird, kann man erahnen, wie hoch die Anforderungen an die mobilen Datennetze sein werden.

Noch sorgt die mobile Sprachtelefonie für den Großteil des Mobilfunkumsatzes. Noch beschränkt sich die Mehrheit der Kunden auf Sprachtelefonie und Kurzmitteilungen. Aber – das Nutzungsverhalten ist im Wandel und die traditionelle Mobiltelefonie wird weiter an Bedeutung verlieren. Letzte Bastionen sind bereits gefallen: So erlauben inzwischen O2 und die Deutsche Telekom auch über VoIP-Software wie Skype mobiles Telefonieren.

Nach der Frequenzversteigerung werden die Anbieter das mobile Internet mit LTE flächendeckend ermöglichen müssen. Wie lange dieses Netz allerdings den Ansprüchen der mobilen Internetversorgung genügen kann, wird sich in wenigen Jahren herausstellen. Eines aber ist schon jetzt sicher: Das Ende der Minutenpreise naht.

Autor: Thomas Schuster, Goldmedia GmbH

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