Trendmonitor 2015: Das Internet der Dinge kommt im Verbrauchermarkt an. Trend-Ausblick von Tim Prien

Smart wird praxistauglich: Das Internet der Dinge kommt im Verbrauchermarkt an

Tim Prien, © Goldmedia
Tim Prien, © Goldmedia

Durch immer schnelleres, mobiles Internet, kleinere Mikrosensoren und smarte Endgeräte rückt die Welt nicht nur zusammen, sie wird auch Schritt für Schritt klüger. Smartphones gehören längst zu unserem Alltag – 62 Prozent der Deutschen nutzen sie Ende 2014. Mit Sensoren ausgestattete Produkte für Privatkunden und Predictive Analytic Services in der Industrie werden im kommenden Jahr nachhaltig die Art und Weise ändern, wie wir alltägliche Aufgaben und Prozesse angehen. Immer mehr Unternehmen arbeiten an einer digitalen Zukunft, in der Datenerhebung und -austausch zwischen einzelnen Sensoren soweit automatisiert sein werden, dass die Nutzer dies zu ihrer kognitiven Entlastung nicht mehr mitbekommen.

Schon heute aktivieren zum Beispiel erbsengroße Beschleunigungschips in Festplatten im freien Fall einen Sicherheitsmechanismus, der unsere Daten trotz Aufprall eines Gerätes absichert. Oder beim Autofahren: Rund 700 Ampel-interne Sensoren sorgen im Zusammenspiel mit smarten Automobilen in Berlins Innenstadt für grüne Welle und ununterbrochene Fahrten.

Vernetzte Zukunft kommt beim Verbraucher an

Was wie eine Vision eines Science-Fiction-Romans wirkt, könnte schon bald ein fester Bestandteil unserer alltäglichen Erfahrung und Arbeitswelt sein. Das Internet der Dinge, 1991 von Mark Weiser zum ersten Mal in Ansätzen konzeptualisiert, ist nun dabei, unseren Alltag tatsächlich klüger und effizienter zu gestalten. Dabei werden physikalische Objekte in einem Internet-ähnlichen System untereinander verbunden, um die Lücke zwischen der realen und der virtuellen Welt so sehr zu verwischen, dass sie für den Konsumenten kaum noch spürbar ist. Natürlich sind solche Bestrebungen derzeit nur rudimentär vorhanden, jedoch gibt es schon Konzepte und Ansätze, die eine solche Zukunft greifbar machen. So kann die aktuelle Zahnbürste von Oral-B bereits Bewegung und Putzverhalten des Nutzers erkennen, aufzeichnen und optimieren. Oder: Software Home Hubs wie Belkins WeMO können ganze Haushalte mit fernsteuerbaren Heizungs- und Lampen-Modulen automatisieren.

Industriepotenziale für das Internet der Dinge sind milliardenschwer

Jenseits des Endverbrauchermarkts findet auch die Fertigungsindustrie immer mehr Interesse und Anwendbarkeit im Konzept des Internets der Dinge. Predictive Analytics ist das Anwendungsszenario und Ersparnisse in Milliardenhöhe das erhoffte Resultat. Mikrosensoren in Fertigungsanlagen, Logistikzentren und IT-Infrastrukturen haben das Potenzial, komplexe Datenströme in Echtzeit auszuwerten, Probleme zu erkennen und anschließend zu verhindern. Selbst die Behebung von Störungen soll bald den Algorithmen der Predictive Analytics anvertraut werden. Betreiber von Logistikzentren können mithilfe von Verkehrsdaten die Zu- und Abfahrt kontrollieren und damit Zeit und Geld sparen. Einsparungen werden aber auch im Endverbrauchermarkt möglich. Audi-Ingenieure haben kalkuliert, dass man in den kommenden Jahren in Deutschland durch optimierte Straßenverkehrssensorik mit rund 15 Prozent weniger Kraftstoff auskommt. Das entspricht etwa 900 Millionen Liter oder 1,3 Milliarden Euro pro Jahr.

Akzeptanz der Nutzer wird zum Verkaufsargument

Bis zu einem vollends automatisierten Smart House, autonomer Verkehrsregulierung oder selbstfahrenden Autos ist es natürlich in Deutschland noch ein weiter Weg. Neben dem technischen Aufwand und enormen Investitionen zur Modernisierung der Device-Infrastruktur hängt es vor allem an den Nutzern, die solche automatisierten Systeme auch annehmen müssen. Sie sind diejenigen, die sich auf Anweisungen der Predictive Analystics-Systeme in ihren Autos verlassen müssen, damit positive Kosteneinsparungen überhaupt möglich werden. Die Frage nach dem Verlust der Autonomie geht damit einher: Werden Konsumenten eine automatisierte Welt akzeptieren oder feiert das Internet der Dinge seinen Einzug in den Mainstream, weil die optimierte Bequemlichkeit siegt? Zumindest im Falle der Oral-B-Zahnbürste kann man davon ausgehen, dass der Nutzen überwiegen wird. 2015 dürfte also ein spannendes Jahr für die Verbreitung und Akzeptanz des Internets der Dinge werden.

Autor: Tim Prien, Consultant Goldmedia GmbH Strategy Consulting

Der Beitrag wurde bei kress.de als Gastbeitrag erstveröffentlicht.

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