promedia-Artikel: „Direct-to-Home bleibt unser Kerngeschäft“, Ferdinand Kayser, Präsident und Vorstandsvorsitzender SES ASTRA

Interview mit Ferdinand Kayser, Präsident und Vorstandsvorsitzender SES ASTRA, promedia 5/2010

SES ASTRA, ein Unternehmen der SES-Gruppe wird einen europaweit ersten 3D-Demokanal starten. Der neue 3D Demokanal von ASTRA kann dann über die ASTRA-Orbitalposition 23,5 Grad Ost frei empfangen werden. Das Angebot mit 3D-Inhalten aus den Bereichen Sport, Musik und Unterhaltung richtet sich zunächst an Händler und Installateure. Ferdinand Kayser, Präsident und CEO von SES ASTRA, sagt: „Da nun die ersten 3D-fähigen Fernsehgeräte in den Läden stehen, kommt der Start des ersten europäischen 3D-Demokanals genau zum richtigen Zeitpunkt, um diese spannende Technologie voranzubringen. Der neue 3D-Demokanal von ASTRA zeigt nicht nur, welche immensen Vorteile der Satellitenempfang für hochwertiges 3D-Fernsehen bietet, er ist auch ein Beweis für die Führungsposition, die SES ASTRA als treibende Kraft für Innovationen bei der Übertragungstechnologie einnimmt.“ Viele der wichtigsten Kunden von SES ASTRA wie BskyB beschäftigen sich bereits mit der neuen Technologie und haben entweder erste Tests durchgeführt oder mit regulären 3D-Übertragungen begonnen.

Ferdinand Kayser
Ferdinand Kayser, Präsident und Vorstandsvorsitzender SES Astra

promedia: Herr Kayser, der Wettbewerb der Verbreitungsplattformen wird schärfer. Mit welcher Strategie will ASTRA seine Marktanteile sichern?
Ferdinand Kayser: Direct-to-Home, also die Direktübertragung von Fernsehprogrammen, bleibt unser Kerngeschäft, es ist langfristig sehr stabil. Der Erfolg von HD auf ASTRA belegt, dass keine andere Infrastruktur so leistungsstark wie der Satellit ist. Unsere Strategie ist daher, diese starke Basis zu erhalten und zu verbreitern, unsere Flotte weiter auszubauen und den technischen Vorsprung zu behalten. Darüber hinaus erweitern wir aber auch unsere Leistungspalette für die Sender. Zusätzlich zur reinen Infrastruktur – also der Satellitenkapazität – bieten wir ihnen technische Dienstleistungen, von der Sendeabwicklung bis zur digitalen Archivierung. Wir treiben technische Innovationen beim Satellitenempfang voran; hier möchte ich vor allem die Entwicklung von Hybridboxen erwähnen, die den Satellitenempfang mit Internet kombinieren und so Webangebote auf den Fernsehschirm bringen. Und ausserdem dehnen wir unser Geschäft aus – auf Breitband über Satellit, zum Beispiel, oder indem wir uns an neue Kundengruppen wenden, etwa Regierungen und Institutionen, die zunehmend Satellitenkapazität und -services von uns benötigen und nachfragen.

promedia: Welche Chancen sehen Sie, Ihre Marktanteile sogar auszubauen?
Ferdinand Kayser: Wir tun dies einerseits, indem wir uns in die genannten Sektoren ausdehnen, andererseits aber auch, indem wir in dynamischen Wachstumsmärkten, etwa Osteuropa, sehr präsent sind. Hinzu kommt, dass unsere Wachstumsstrategie auch geographische Expansion beinhaltet. So haben wir ehrgeizige Pläne sowohl im Nahen Osten als auch auf dem afrikanischen Kontinent und haben dort schon erheblich investiert.

promedia: ASTRA hat der Internetverbreitung bisher relativ wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Wird sich das künftig ändern?                                                                                                                                                                                                               Ferdinand Kayser: Wir betreiben dieses Geschaft nicht, um mit den Telekommunikations- und Internetanbietern direkt in Konkurrenz zu gehen. Breitband über Satellit, also ASTRA2-Connect, ist für uns vielmehr eine Möglichkeit, schnelles Internet dorthin zu bringen, wohin es terrestrisch, über Kabel und Drähte, nicht gelangen kann. Es ist daher nicht richtig, dass wir dem Thema wenig Aufmerksamkeit gewidmet hatten. Wir treiben den Ausbau von ASTRA2 Connect sehr erfolgreich voran, neuerdings auch in Afrika.

promedia: Welche Rolle wird die Übertragung von HD-Angeboten bei ASTRA 2010 spielen? Mit welcher Entwicklung rechnen Sie in den nächsten fünf Jahren?                                                                                                                                            Ferdinand Kayser: Eine zentrale Rolle. Wir transportieren derzeit mehr als 120 HD-Sender auf unserer Satellitenflotte und erreichen sechs Millionen HD-Haushalte in Europa. Und diese Zahlen werden weiter steigen. Wir sind und bleiben die bedeutendste Verbreitungsplattform für HD. Dabei bedienen wir den gesamten deutschen Markt: die Öffentlich-Rechtlichen free-to-air, also unverschlüsselt, die Privaten über unsere neue Plattform HD+ und das Pay-TV, also Sky – und das alles über ASTRA.

promedia: Wie sehen Sie die Bedeutung von HD für die Digitalisierung der TV-Angebote?                                           Ferdinand Kayser: HD ist eine der wichtigsten Faktoren der Digitalisierung, wenn nicht sogar die treibende Kraft schlechthin. Der Grund ist, dass HD ein Produkt ist, dass keiner grossen Erklärungen bedarf. Die Digitalisierung ist etwas, das für die Fernsehzuschauer abstrakt ist, HD aber ist konkret. Wer es einmal auf dem Fernsehschirm gesehen hat, hat es begriffen.

promedia: Mit welchen Investitionen ist HD für ASTRA verbunden?                                                                                      Ferdinand Kayser: Wir sollten drei Aspekte bedenken: wir benötigen natürlich die Kapazität auf unseren Satelliten, dazu investieren wir kontinuierlich in unsere Flotte. Zum zweiten sind wir in dauerndem Austausch mit den verschiedenen Marktteilnehmern, also mit den Herstellern von Receivern und Fernsehgeräten ebenso wie mit den Fernsehsendern, um technische Entwicklungen voranzutreiben und dabei möglichst offene Rahmenbedingungen zu schaffen. Und zum dritten investieren wir in neue Aktivitäten, vor allem HD+, um auch kommerziellen Sendern die Ausstrahlung von HD-Programmen anbieten zu können.

promedia: ASTRA will noch in diesem Jahr einen Demo-Kanal für 3D starten. Wann soll der Start erfolgen und welches Ziel verfolgen Sie damit?
Ferdinand Kayser: Der Start soll zur Anga Cable Anfang Mai in Köln erfolgen. Unser Ziel in dieser Anlaufphase ist es vor allem, dem Handel Bilder zu liefern, die das Vorführen von 3D erlauben. Der Kanal ist aber frei empfangbar, das heisst, dass jeder ASTRA-Zuschauer – vorausgesetzt natürlich, er hat das nötige Equipment – ihn letzlich empfangen kann.

promedia: Ab wann erwarten Sie die ersten 3D–Sender, die über ASTRA verbreitet werden?                                         Ferdinand Kayser: Es gibt bereits Sender, die in 3D ausstrahlen. Auf ASTRA ist dies vor allem BskyB, die seit diesem Monat Fussballspiele in 3D zeigen. Und auch Canal Plus in Frankreich hat 3D für Jahresende angekündigt. Wir sind sicher, dass weitere Sender bald folgen werden.

Über Ferdinand Kayser

  • Geboren: 4. Juli 1958
  • Studium der Volkswirtschaft
  • 1985 – 1994 CLT Multi Media
  • 1994 – 1997 Vorstandsmitglied der CLT-UFA
  • 1997 – 2003 Geschäftsführer von „Premiere“
  • Seit 2003 Präsident von SES ASTRA und Mitglied des Exekutiv-Kommitees von SES Global

Weitere Informationen: promedia

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