„Freemium“ – Geben ist seliger als nehmen?!

…das passt keinesfalls nur zur besinnlichen und gabenreichen Weihnachtszeit…

Alle Inhalte, die sich digital erstellen lassen, sind früher oder später auch kostenlos erhältlich. Chris Anderson brachte es in seinem Buch „Free: Future of a Radical Price“ als Geschäftsmodell „Freemium“ auf den Punkt, und längst hat es sich als Paradigma für digitalen Content jeglicher Art manifestiert: „Biete dem Nutzer ein kostenloses Basisprodukt und hoffe, dass er für zusätzliche Premium-Services bezahlt.“

Mathias Birkel, Consultant Goldmedia
Mathias Birkel, Consultant Goldmedia

Folgt man diesem Gedanken, wird die bislang weitgehend erfolglose Suche nach einem veritablen Online-Geschäftsmodell vieler Medienanbieter bald zu einem deutlichen Umdenken führen müssen. Warum auch sollten Nutzer für etwas zahlen, das sie zwei Klicks weiter kostenlos bekommen?

Nach wie vor aber wird auf eher klassischem Wege versucht, den Nutzer durch digitale Mehrwerte (zum Beispiel durch digitales Coverartwork bei Apples iTunes LP) oder durch Limitierungen (wie dem kostenpflichtigen iPhone-App für Springer-Content) zur Kasse zu bitten. Schnell war oder ist man immer noch dabei, stolz auf die Wachstumsraten für kostenpflichtige Downloads zu verweisen, die verglichen mit der Blüte der Musik- und Videodatenträgerverkäufe immer noch eher bescheiden sind.

2010 sollte es einen Sinneswandel bei der Vermarktung digitaler Inhalte geben – sonst läuft die Branche Gefahr, die Nutzer endgültig in die Selbstverständlichkeitspiraterie zu entlassen. Vielleicht gibt es ja sogar eine Möglichkeit, das Raubkopieren zu monetarisieren, etwa durch einen kostenpflichtigen Service, der den komfortablen Zugriff auf (eigentlich illegale) digitale Inhalte erlaubt und diesen Zugriff zugleich legalisiert? Die Nutzer werden vielleicht immer weniger für die Inhalte per se, aber vielleicht für Benutzerfreundlichkeit und Komfort bereit sein zu zahlen.

Das „Freemium“-Prinzip macht dabei auch außerhalb der Online-Welt immer mehr Schule. Die französische Telekommunikationsgesellschaft mit dem treffenden Namen „Free“ stockt schon seit Jahren ihr Portfolio sukzessive auf (bei konstant 29,99 Euro pro Monat). Angefangen als reiner Internetanbieter wurden nach und nach immer größere Downloadbandbreiten, Voice-over-IP und IPTV integriert, wobei die Zahl der Inklusivprogramme ebenfalls stetig ansteigt. In Deutschland orientiert sich zum Beispiel HanseNet an diesem Modell und nimmt ebenfalls keine Grundgebühr für TV über DSL. Der TV-Anschluss wird zum Giveaway und dient als Basis für die Vermarktung von Premium-Inhalten (Pay-TV oder Video-on-Demand). Es zeichnet sich ab, dass zukünftig immer mehr Anbieter in den verschiedensten Bereichen versuchen werden, den Kunden zunächst kostenlos ins Boot zu holen, um ihm dann das Geldausgeben schmackhaft zu machen.

Autor: Mathias Birkel, Consultant Goldmedia GmbH Media Consulting & Research

Weitere Informationen: http://www.Goldmedia.com/aktuelles.html

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